Oppeln /Breslau /Görlitz Wieder in Deutschland. Heute abend habe ich Görlitz erreicht. Es war der vorletzte Tag der Reise. Dieses Deutschland hat sich schon aus der Ferne unübersehbar bemerkbar gemacht: Die Windkraftanlagen, die in Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Polen die Landschaften (noch) nicht (zer-)stören, sie sind schon weit aus der schlesischen Ebene östlich von Görlitz zu sehen.
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Es war ein hochspannendes Gespräch, bei dem sie kein Blatt vor den Mund genommen hat. Schonungslos berichtete sie mir, wie vor 1989 die Existenz der deutsche Minderheit vom offiziellen Polen geleugnet wurde, wie es war, nicht Deutsch sprechen zu dürfen und wie sich trotzdem eine deutsche Identität über all die Jahre erhalten hat. Donath-Kasiura erzählte von der Euphorie nach dem Untergang des Kommunismus, als Deutsch wieder erlaubt war. Heute hat die deutsche Minderheit in der polnischen Verfassung verankerte Rechte. Doch nach der lagen Regierungszeit der nationalkonservativen PiS in Warschau fühlen sich auch die Deutschen in Polen in mancher Hinsicht unter Druck. Mein Eindruck: Ein Populismus, der wie in Polen mit einem gehörigen Schuss Nationalismus daherkommt, ist nie gut für Minderheiten. Welche auch immer das seien. Und das wichtigste Anliegen des Oppelner Verbandes heute? „Sprache, Sprache, Sprache!“, sagt die Philologin. Genau das – die Vermittlung der deutschen Sprache – ist auch eine der Hauptaktivitäten des Oppelner Verbandes.
Dabei ist diese Vereinigung aber eben nicht nur ein schlichter Kulturverein: Hier wird Politik gemacht. In der vergangen Kommunalwahl sind die Deutschen erneut mit eigenen Listen angetreten – und waren recht erfolgreich. Worauf Zuzanna Donath-Kasiura besonders stolz ist: Viele Polen haben in manchen Gemeinden für Bürgermeister gestimmt, die auf der Minderheiten-Liste angetreten sind. Das zeige, dass sich gute Politik und gute Programme eben durchsetzten.
Wo den Oppelner Deutschen heute der Schuh drückt, wie vielschichtig die Identität dieser Menschen ist, wie Geschichte für eine Minderheit politische Bedeutung hat, warum Zuzanna Donath-Kasiura große Hoffnungen auf die EU setzt und auf welche Strategie die Minderheitspolitiker zur Europa-Wahl setzen – demnächst in der NWZ.