Tettens - Großer Bahnhof für den Ortsverband Wangerland im Sozialverband Deutschland (SoVD): Am Samstag feierte der Verband mit vielen Gästen und Mitgliedern in Tettens 70-jähriges Bestehen. Vorsitzende Anni Zähler war gerührt über die vielen Glückwünsche und Dankesworte.
„Es war ein langer und schwerer Weg und ist es bis heute, sozial Schwachen ein menschenwürdiges Dasein zu sichern, mehr soziale Gerechtigkeit und vor allem Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“, betonte sie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Reichsbund der Kriegs- und Zivilgeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen für eine Leistungsverbesserung der Betroffenen ein. Ab Mai 1949 gab es einen Schwerbeschädigtenausweis.
Im gleichen Jahr gründete sich in Horumersiel die Ortsgruppe „Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen“ als eingetragener Verein. Im Jahr 1999 nannte sich der Reichsbund offiziell dann Sozialverband Deutschland.
Den kommissarischen Vorsitz übernahm 2007 Anni Zähler, sie wurde ein Jahr später zur regulären Vorsitzenden gewählt und hat dieses wichtige Amt bis heute inne. Doch zuvor schon, seit 1987, war ihr Vorstandsarbeit nicht fremd.
Stolz ist die langjährige Vorsitzende auf die Zunahme der Mitglieder: seit 2007 erhöhte sich die Mitgliederzahl von 46 auf heute 198.
„Noch viel zu tun“
Mit einem vielfältigen Angebot von Spiel- und Bastelnachmittagen, Ausflügen und Infoveranstaltungen zu den unterschiedlichsten aktuellen Themen spricht der SoVD seine Mitglieder an. Gleichzeitig nimmt er sich der Sorgen und Nöte der Menschen an.
Ihre Anerkennung und die des SoVD durch die Politik erfuhr Anni Zähler dadurch, dass sie als beratendes Mitglied in den Sozialausschuss des Gemeinderats Wangerland berufen wurde. „Es gibt noch viel zu tun“, waren ihre abschließenden Worte.
Auf die problematische Situation der Menschen in Friesland nach dem Zweiten Weltkrieg ging der SoVD-Kreisvorsitzende Bernd Piper ein. Um die 1947 gegründeten Ortsgruppen Obenstrohe, Zetel, Neuenburg, Schortens, Bockhorn und Wangerland gründen und betreuen zu können, nutzten die Menschen abenteuerliche Beförderungsmittel. So stand ein geliehener Lkw mit Holzvergaser zur Verfügung, der alle paar Kilometer anhalten musste, um Holz nachzulegen. Fahrräder waren Mangelware.
Schon 2017 wurde das 100-jährige Bestehen des Reichsbund gefeiert – „er steht für Solidarität mit den Menschen“, erklärte Hans Peter de Vries vom SoVD-Landesverband. Zahlreiche Reformvorschläge und Gesetze zu den Themen Sozialhilfe, gesetzlicher Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung prägten die Arbeit des SoVD bis in die jetzige Zeit. „Als sozialpolitische Lobbyorganisation machen wir der Politik Druck: Für eine sozialere und gerechtere Gesellschaft“, sagte de Vries kämpferisch.
Daran orientierte sich Landrat Sven Ambrosy mit seiner Bemerkung, der „SoVD kämpft für die Rechte der Schwachen“. Das gelte auch für die soziale Teilhabe an der ärztlichen Versorgung und die Pflege im ländlichen Raum. Hinzu komme die Mobilität der Menschen im ländlichen Raum.
Musik von „De Platters“
Wangerlands Bürgermeister Björn Mühlena stellte heraus, dass es für den einzelnen Menschen oft schwierig sei, sich mit einer Behörde auseinander zu setzen. Hier komme der SoVD ins Spiel, damit der Einzelne zu seinem Recht komme. Glückwünsche überbrachte auch die Vorsitzende des Präventionsrats im Wangerland, Renate Janßen-Niemann, und die Enkelin Silvia Siefken des ersten Vorsitzenden Ihnke Rocker.
Damit der Nachmittag nicht nur wortreich über die Bühne ging, unterhielt Moderator Wieland Rosenboom mit markigen Sprüchen und Udo Siuts und Hartwig Gerdes, bekannt als „De Platters“, sorgten augenzwinkernd für den musikalischen Part.