Wildeshausen/Hockensberg - „Ich weiß, dass es ein emotionales Thema ist.“ Wie recht damit der Gehölz-Sachverständige Helmut Titschack gehabt hat, zeigte sich am Dienstagabend im Wildeshauser Kreishaus: Im Umwelt- und Abfallwirtschaftsausschuss des Landkreises ging es um die Baumreihe an der Kreisstraße 237 („Iserloyer Straße“). Rund eineinhalb Stunden wurde diskutiert.
Knappe Mehrheit für 6 a
Zum Hintergrund: Die K 237 ist als Zufahrt zum Gewerbe- und Industriegebiet „Wildeshausen-Nord“ in Hockensberg vorgesehen und muss erneuert werden. Schwierig wird die Planung durch die Reihen alter Buchen, die auf beiden Fahrbahnseiten stehen. Bei einem Ortstermin im Dezember einigte sich der Fachausschuss darauf: Die Bäume sollen erhalten bleiben. Darauf pochte die Mehrheit der Ausschussmitglieder. Vor allem Stimmen aus UWG-, SPD- und Grünen-Fraktion wurden gegen die Fällung laut.
Titschack stellte zwölf Varianten im Schnelldurchlauf vor – denn von diesen zwölf seien nur zwei rechtlich zulässig: „Variante 6a“ und „Variante 2“.
Variante 6 a sieht vor, dass eine neue Fahrbahn südlich der Baumreihen angelegt würde. Die alte Fahrbahn würde zum Radweg werden. Zum Ausgleich wären südlich der neuen Fahrbahn neue Baumpflanzungen vorgesehen – da mehrere Buchen bei dieser Variante verschwinden würden. Acht Mitglieder aus UWG, SPD, Grüne und Linke stimmten dafür.
Die sieben Gegenstimmen aus FDP, AfD und CDU waren wiederum für Variante 2. Diese Variante sieht vor, dass die südliche Baumreihe für die ausgebaute Straße komplett weichen und durch eine neue Baumreihe ersetzt würde. Der Radweg würde südlich der Bepflanzungen verlaufen.
Michael Feiner (FDP) machte darauf aufmerksam, dass die von der Ausschussmehrheit favorisierte Variante Mehrkosten von gut 400 000 bis 500 000 Euro mit sich bringen würde.
Die Entscheidung, zwischen den beiden Varianten abzustimmen, brachte Landrat Carsten Harings nach einer Sitzungsunterbrechung ins Spiel. Er war es denn auch, der die Diskussion wieder in geordnete Bahnen lenkte. Immer wieder kamen Ausschussmitglieder auf das Gewerbegebiet zu sprechen. „Wir sind nicht hier, um Sinn und Zweck eines Gewerbegebiets zu diskutieren. Wir müssen jetzt gucken, was geht und was nicht – sonst machen wir es wie die Briten beim Brexit“, erklärte Harings.
Titschack hatte eingangs klar gemacht: „Das Problem an allen Varianten ist: Sie stellen mehr oder weniger einen beträchtlichen Eingriff in die Baumstrukturen dar.“ Er ging darauf ein, dass zum Beispiel auch Vibrationen des Straßenverkehrs Auswirkungen auf die Buchen haben könnten. „Bäume sind keine Straßenlaternen.“ Was er aus seinen Untersuchungen berichten konnte, sagte den Abholzgegnern im Ausschuss zu: „Es ist eine beeindruckende Baumreihe, die Habitatpotenzial hat. Die Vitalität ist für 80-jährige Buchen gut.“ Aber, fügte er an: „Die Bäume sind nicht ganz fit.“ Deshalb favorisierte er letztlich Variante 2: Gepflanzt würden dann nämlich Bäume, „die was abkönnen“.
„Wollen weiterkommen“
Einen Großteil der Diskussion hörte Dötlingens Bürgermeister Ralf Spille mit. „Die Diskussion ging für mich immer ums Gewerbegebiet“, hatte er den Eindruck. Im Gutachten stehe, dass die Bäume auf der südlichen Seite beseitigt werden könnten. „Das war für uns immer der Ausgangspunkt.“ Das sei auch im Dötlinger Rat diskutiert worden, um eine Lösung zu finden. Eines stellte der Bürgermeister klar: Was an der Kreisstraße passiert, sei der Gemeinde Dötlingen nicht egal. „Wir wollen, dass wir weiterkommen und es eine Entscheidung gibt.“
In der kommenden Woche wird sich der Kreisausschuss nicht-öffentlich mit dem Thema befassen.