BAD ZWISCHENAHN Nach der ersten Welle hat das Boot bereits Schlagseite, die zweite bringt es zum Kentern. Kultusminister Bernd Althusmann geht als einer der Ersten im Zwischenahner Meer baden, ein Lächeln auf den Lippen. Nach der Schrecksekunde war es lustig, meint er hinterher. Ich habe das Paddel weggeworfen und mir einen eleganten Ausstieg überlegt. Da war der Dürr schon weg, erzählt CDU-Fraktionschef Björn Thümler.
FDP-Fraktionschef Christian Dürr geht wie fast alle, die rechts sitzen, auf Tauchstation. Links halten sich die Liberalen länger. FDP-Landeschef Stefan Birkner und Wirtschaftsminister Jörg Bode müssen als Letzte das sinkende Schiff verlassen. Am Ende sind alle Mann und eine Frau über Bord. Ich fand es lustig, nimmt der klatschnasse Ministerpräsident David McAllister das Kentern seiner schwarz-gelben Regierungstruppe locker. Dabei wollte McAllister gar nicht mitpaddeln. Ich hatte mich für den Seespaziergang angemeldet, erzählt er vor dem Start am Fährhaus. Aber die Fraktion hat mich ins Boot gepackt. So ergeht es auch Sozialministerin Aygül Özkan, die als einzige Frau ins bedenklich schwankende Regierungsboot steigen muss. Dagegen beherzigen, neben anderen, Finanzminister Hartmut Möllring, Kulturministerin Johanna Wanka und Landwirtschaftsminister Gert Lindemann die alte Weisheit, dass Wasser keine Balken hat und nehmen den Landweg zum Fährkroog. Anfangs läuft es gut. Vier Drachenboote durchpflügen die sanften Wellen des Binnensees. An der Spitze das Regierungsboot, auf dem McAllister lustvoll den Takt schlägt. Wie im Kabinett, murmelt ein Minister. Es wird gepaddelt, was das Zeug hält. Links und rechts kreisen zur Sicherheit die Motorboote der DLRG, vollgestopft mit Fotografen und Fernsehteams. Nur noch 500 Meter sind es bis zum Ziel, da gibt ein Schlauchboot Gas, um die Kameras rechtzeitig ans Ufer zu bringen und löst damit die verhängnisvollen Wellen aus. Der Bootsführer lässt nicht beidrehen, die Paddler geraten aus dem Takt, bei Althusmann läuft das Boot zuerst voll. Dann nimmt die Landesregierung ein Vollbad im elf Grad kalten Wasser. Die Kleidung saugt sich schnell vollund zieht nach unten. Ich habe einen guten Schluck genommen, berichtet CDU-Generalsekretär Ulf Thiele nach der Rettung durch die DLRG-Boote. Ich bin stolz, dass wir fast angekommen waren, nimmt es auch Özkan locker. Die Verluste halten sich in Grenzen: eine Schachtel Zigaretten, eine Brille, Althusmanns Hemd und Pulli zerreißen bei der Bergungder Schiffbrüchigen. Es wird gemutmaßt, das Boot sei überladen gewesen. Warum hatten wir keine Schwimmwesten?, fragt Dürr. Auch die Rolle der SPD bei der Havarie bleibt unklar. Die Sozialdemokraten wollten nämlich schon am Tag vor dem Drachenbootrennen von Journalisten wissen, ob jemand ins Wasser gefallen sei.