Nikosia - Fortschritte, aber kein Durchbruch: Die Verhandlungen für eine Überwindung der Teilung Zyperns werden am kommenden Sonntag in Genf fortgesetzt. Fast eine Woche lang haben die politischen Führer der griechischen und türkischen Zyprer, Nikos Anastasiades und Mustafa Akinci, im schweizerischen Ferienort Mont Pèlerin Möglichkeiten zur Lösung des Zypern-Konflikts erörtert. Angestrebt wird für die seit 1974 geteilte Mittelmeerinsel ein föderaler Staat mit zwei gleichberechtigten Bundesländern.
„Es gab Licht und Schatten“ bei den Verhandlungen, sagte ein hochrangiger Diplomat, der an den Verhandlungen teilnahm, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Einen Durchbruch gab es allerdings noch nicht. Beobachter werteten es schon als Erfolg, dass die Gespräche nicht abgebrochen wurden. Am 20. November sollen sie in Genf fortgesetzt werden, teilten die Vereinten Nationen (UN) nach dem Ende eines mehrstündigen Verhandlungsmarathons am frühen Samstagmorgen mit.
Der griechisch-zyprische Regierungssprecher Nikos Christodoulides charakterisierte den Dialog als „konstruktiv“. Beim heiklen Thema der Grenzziehung zwischen dem türkisch-zyprischen Norden und dem griechisch-zyprischen Süden könne es eine Einigung geben. Niemand könne aber im Vorhinein einen Erfolg garantieren, fügte er im zyprischen Rundfunk (RIK) hinzu.
Anastasiades und Akinci wollen bei ihren Gesprächen bestimmen, welche der zurzeit von türkischen Truppen besetzten Gebiete an die griechischen Zyprer zurückgegeben werden sollen. Anastasiades hofft, dass die innerzyprischen Grenzlinien genau kartiert werden. Die türkisch-zyprische Seite will zunächst nur allgemeine Prinzipien erörtern und das Thema später zusammen mit Sicherheitsfragen klären.
Wenn am 20. November ein Durchbruch gelingt, soll eine breitere Konferenz unter Beteiligung der Türkei, Griechenlands, der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, der UN und der EU folgen.
Neben Territorialfragen muss noch ein anderer Gordischer Knoten zerschlagen werden: Es geht um das Thema Sicherheit. Daran sind unzählige Verhandlungen in den vergangenen Jahrzehnten gescheitert.
Die türkischen Zyprer und Ankara wollen, dass die Türkei Garantiemacht für das künftige föderative Zypern bleibt. Sie fürchten, dass die viel reichere griechisch-zyprische Bevölkerungsmehrheit - zurzeit stellen sie nach Schätzungen etwa 75 Prozent der Bevölkerung - sie nach und nach zu Bürgern zweiter Klasse degradieren könnte.
Die griechischen Zyprer und Athen lehnen dies strikt ab mit der Begründung, dass kein EU-Staat Garantiemächte brauche. Bei einer Einigung zu diesem Thema muss noch ein weiteres Hindernis überwunden werden: Das gesamte Lösungspaket muss in getrennten Abstimmungen von beiden Volksgruppen gebilligt werden.
Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die Inselrepublik ist seit 2004 EU-Mitglied. Das EU-Recht gilt aber nur im griechisch-zyprischen Süden. Der türkisch-zyprische Norden wird nur von Ankara anerkannt.