Koblenz - Marcel Kittel kann das Comeback der Deutschland-Tour kaum erwarten. „Es hat natürlich eine Strahlkraft, wenn eine solche deutsche Rundfahrt zurückkommt. Allein das ist ein großes Zeichen“, sagt der deutsche Radprofi.

An diesem Donnerstag beginnt am berühmten Deutschen Eck in Koblenz die Neuauflage als viertägiges Kurzevent, das am Sonntag nach 737 Kilometern in Stuttgart endet und keine Eintagsfliege bleiben soll. Dafür steht die Amaury Sport Organisation (ASO) gerade, die auch die Tour de France veranstaltet. „Es kann nicht sein, dass es in Deutschland keine Rundfahrt gibt“, sagt Claude Rach, der Chef der Deutschland-Tour: „Für die weitere Entwicklung braucht man eine Plattform.“

Bewusst entschied sich die ASO aber für einen Neustart im kleineren Rahmen, bescheiden statt großspurig. Sie hat sich dem Projekt zunächst für zehn Jahre verschrieben, will Stehvermögen beweisen, auch wenn nicht alles gleich perfekt laufen sollte.

Es war gleichwohl nicht leicht, genügend bereitwillige Etappenstädte zu finden, die ASO handelte sich etliche Absagen ein, der lange ungeklärte Fall um die auffällige Dopingprobe von Chris Froome war ebenfalls nicht zuträglich. Die Skepsis dem Radsport gegenüber spielt noch eine Rolle, die Rach „gesünder“ findet „als ein fanatisches Hochheben der Stars“.

Nicht zuletzt die Basis litt und leidet bis heute unter all den Skandalen der 1990er- und 2000er-Jahre. Als 2008 auch die Deutschland-Tour jede Unterstützung verlor, stand der Radsport hierzulande praktisch vor dem Aus. Die Generation um Kittel aber zog mit Haltung und vielen Erfolgen den Radsport wieder aus dem Abgrund herauf. „Man kann sich lange beweihräuchern, aber das ist nicht meine Sache“, sagt Kittel, der sich einfach über einen erneuten „schönen Schritt in die richtige Richtung“ freut.

Das Starterfeld ist erlesen mit Tour-de-France-Champion Geraint Thomas (Großbritannien) an der Spitze und hat selbst die Hoffnungen der ASO übertroffen. Zu Thomas kommen der Zweite der Frankreich-Rundfahrt Tom Dumoulin (Niederlande), der französische Star Romain Bardet und natürlich das Gros der deutschen Elite mit Kittel, Andre Greipel und aufstrebenden Youngstern wie Max Schachmann oder Pascal Ackermann.

Auch das Fernsehen ist beim Neustart dabei. Von den ersten beiden Etappen berichten mehrere ARD-Sender in ihren dritten Programmen live. Bei der dritten und vierten Etappe steigen zunächst das ZDF und einen Tag später die ARD am Nachmittag in die Berichterstattung ein und übertragen live bis zur Zielankunft.