Valloire Bei den kolumbianischen Festspielen am Col du Galibier hat Emanuel Buchmann eine weitere Reifeprüfung mit Bravour bestanden. Der 26-jährige Ravensburger kam am Donnerstag auf der 18. Etappe nach Valloire mit den meisten Favoriten ins Ziel und darf weiter vom Podium bei der Tour de France träumen. Nur Egan Bernal (Ineos) holte mit einem Antritt 32 Sekunden im Kampf um den Gesamtsieg heraus und trug damit zu einem echten kolumbianischen Radsport-Feiertag bei: Der Etappensieg ging nämlich an Landsmann Nairo Quintana vom Team Movistar, der sich nach überragender Solofahrt zurück im Kampf um den Tour-Sieg meldete.
Im ersten und schwersten Teil der Alpen-Trilogie hatte das Team Ineos lange für ein gemäßigtes Tempo gesorgt und das Feld kontrolliert, bevor zunächst Bernal und später auch Vorjahreschampion Geraint Thomas antraten. Der Waliser wurde von den Verfolgern um Buchmann aber vor dem Galibier-Gipfel gestellt.
Im Gelben Trikot bleibt weiter Frankreichs Publikumsliebling Julian Alaphilippe. Quintanas Sieg fiel deutlich aus, auf den Rängen zwei und drei landeten Romain Bardet und Alexej Lutsenko. Lennard Kämna aus Fischerhude wurde Vierter.
In der Gesamtwertung liegt Buchmann weiter auf Rang sechs, sein Rückstand auf Alaphilippe beträgt noch immer 2:14 Minuten. Das große Attacken-Feuerwerk blieb trotz Bernals Soloritt auf den finalen Galibier-Kilometern noch aus. Der 22-Jährige ist neuer Zweiter, Teamkollege Thomas belegt weiter Rang drei.
Mit der Königsetappe ist aber erst ein Drittel der Alpen-Kletterei geschafft. Am Freitag und Samstag stehen zwar zwei kürzere Teilstücke auf dem Programm, dafür handelt es sich auch um Bergankünfte. „Man muss jetzt dreimal Vollgas fahren. Das sind die entscheidenden Etappen“, hatte Buchmann angekündigt. Sein wichtigster Helfer im Team Bora-Hansgrohe, Gregor Mühlberger, sagte: „Emanuel präsentiert sich unvorstellbar stark. Es ist sehr viel drin.“
Auf dem Weg nach Tignes und vor allem nach Val Thorens wird in den kommenden zwei Tagen auch jede Taktiererei vorbei sein, da gleich mehrere Anwärter mit einer einzigen Attacke den Triumph beim größten und wichtigsten Radrennen der Welt davontragen können. „Ich denke, Samstag ist der Showdown“, sagte Buchmann.
Das Alpen-Finale nicht mehr als Fahrer miterleben darf Tony Martin. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister vom Team Jumbo-Visma wurde nach einer Rangelei mit Luke Rowe von der Tour ausgeschlossen und steuerte am Donnerstag statt dem Galibier seine Schweizer Heimat an. „Das große Ziel Paris war nah. Das ist nicht schön“, erklärte Martin. Sein Team hatte sogar Einspruch beim Internationalen Sportsgerichtshof CAS eingelegt – erfolglos. Auch Ineos-Helfer Rowe wurde nach der Aktion disqualifiziert.