Oldenburg Hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg im Fall des mörderischen Krankenpflegers Niels H. schlampig ermittelt? Dieser Frage sollen nun die Kollegen von der Nachbarbehörde aus Osnabrück nachgehen: „Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen zwei ehemalige Dezernenten der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen der Verdachts einer Straftat im Amt“, sagte der Sprecher der zuständigen Generalstaatsanwaltschaft, Rolf-Dieter Snakker der NWZ . Der Vorwurf lautet Strafvereitelung im Amt.
Der frühere Pfleger Niels H. steht zurzeit wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs an Patienten am Klinikum Delmenhorst vor Gericht. Die Ermittler gehen inzwischen mehr als 200 Verdachtsfällen an der Klinik und weiteren Arbeitsstätten des Mannes nach.
Die zwei Dezernenten seien seinerzeit mit der Bearbeitung des Falls befasst gewesen. „Es geht jetzt um die Frage: Gab es möglicherweise Versäumnisse? Wurde vielleicht nicht zügig genug ermittelt? Gab es genügend Anhaltspunkte, intensivere Ermittlungen anzustellen?“ Weil es problematisch sei, wenn eine Behörde Vorwürfe gegen eigene Mitarbeiter prüfen müsse, habe der Generalstaatsanwalt entschieden, das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Osnabrück zu geben.
Chronik: Warum stoppte niemand Niels H.?
Die Nordwest-Zeitung hatte bereits mehrfach darüber berichtet, dass die Staatsanwaltschaft unter Druck steht. Die Anwältin der Nebenklage, Gaby Lübben, und der Angehörige einer Nebenklägerin, Christian Marbach, haben die Arbeit der Staatsanwaltschaft in der NWZ mehrfach scharf kritisiert und von Ermittlungspannen gesprochen. Lübben warf der Staatsanwaltschaft „eine neunjährige Ermittlungsblockade“ vor. Erst nach zweimonatiger, umfangreicher Berichterstattung wurde bei der Polizei eine Sonderkommission eingerichtet, die alle Sterbefälle, mit denen Niels H. zu tun haben könnte, untersuchen soll. Möglicherweise müssen mehr als 100 in den Kliniken verstorbene Patienten exhumiert werden. Erst am Dienstag hatte auch das Klinikum Oldenburg, wo Niels H. von 1999 bis Ende 2002 arbeitete, bekannt gegeben, dass es auch dort zwölf Tote gegeben habe, die vermutlich von H. umgebracht worden seien.
Die Ergebnisse der Osnabrücker Ermittler sollen in etwa einem Monat vorliegen.
Das Gesundheitsministerium in Hannover zeigte sich unterdessen schockiert über die Klinik-Morde. „Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen“, sagte Ministeriumssprecher Uwe Hildebrandt der Nordwest-Zeitung. Man werde das Ganze beobachten und gegebenenfalls politische Konsequenzen ziehen.