Oldenburg Da! Die Rollläden gehen endlich hoch! Ist ja schließlich 9.20 Uhr, also erste große Pause, wird Zeit für ein leckeres Brötchen… oder doch lieber eine Käsebrezel?
Auf der anderen Seite der Theke hat Axel Bauer seit 8 Uhr morgens gemeinsam mit seinen Mitstreitern des Kostbar-Vereins Brötchen aufgeschnitten und geschmiert. Nun ist der 49-Jährige gewappnet für all die Schülerscharen, die nach und nach in die Schulcafeteria der IGS Kreyenbrück strömen und sich in die lange Schlange einreihen.

Routiniert und geduldig reicht er ihnen wie am Fließband zum Beispiel die gewünschten „Mortadella-Brötchen ohne Butter“, Müsli-Schokoriegel oder Eistee Pfirsich über den Tresen. Für jeden ist was dabei – zum kleinen Preis.
Wie auch seine Frau Andrea ist Axel Bauer mit Spaß und Freude ein- bis zweimal die Woche hier im ehrenamtlichen Einsatz, neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit. Seit zwei Jahren. Andrea Bauer sogar seit rund drei Jahren. „Meine Frau hatte da eh immer Lust drauf“, erzählt der Familienvater, „und mich überredet sie dann immer mitzumachen“, fügt er lachend hinzu. „Außerdem hat man hier ein Auge auf die Kinder.“

Die vier Söhne der beiden gehen schließlich alle auf die IGS Kreyenbrück. Ob es den Jungs nicht unangenehm war, als Mutti plötzlich im Schulalltag mitmischte? Nee! Im Gegenteil: „Die finden das sogar cool“, sagt Axel Bauer. Lucas, mit 14 Jahren der älteste Sohn der beiden, liefert die einleuchtende Erklärung dazu: „Das ist ganz gut, weil man nicht anstehen muss.“
Klar, dem eigenen Nachwuchs dürfen die ehrenamtlichen Mitarbeiter Brötchen & Co. schließlich so rausreichen – ohne, dass diese lange anstehen müssen. Von montags bis freitags sorgen sechs ehrenamtlich aktive Eltern dafür, dass der Nachwuchs nicht mit knurrenden Mägen im Unterricht sitzen muss. „Die Schüler sind dankbar, unser Angebot wird sehr gut angenommen“, erzählt Hanna Wiechmann, die schon seit der Vereinsgründung 2013 mit dabei ist.

Übrigens: Natürlich bekommen hier auch die Lehrer etwas zu essen.
Mit dem Einsatz in der Kostbar ist es bei Familie Bauer aber noch längst nicht getan, was das ehrenamtliche Engagement angeht: Axel Bauer trainiert seit zehn Jahren zweimal die Woche eine Fußball-E-Jugend beim GVO, Sohn Lucas seit etwa drei Jahren eine F-Jugend. An der IGS Kreyenbrück ist „Lernen durch Engagement“ ohnehin ein eigenes Schulfach für die Schüler der 7. und 8. Jahrgänge:
„Lernen durch Engagement bedeutet, dass Schüler die Möglichkeit haben, Erfahrungen zu sammeln, das eigene Leben, die Umwelt und die Gemeinschaft mitzugestalten. Erst wenn sie selbst Verantwortung übernehmen, sich gebraucht und anerkannt fühlen, können sie aus eigener Erfahrung dem Engagement anderer Menschen gegenüber Respekt entgegenbringen.“(Quelle: www.igs-kreyenbrueck.de)
Doch es sind eben nicht nur die Schüler, die von dem Konzept der IGS angesprochen werden sollen. „Es ist uns wichtig, mit allen Beteiligten zu arbeiten“, erklärt Heike Schaadt, didaktische Leiterin der Schule. Man wünsche sich, dass Eltern diese Schulform bewusst wählen und sich selbst mit einbringen.
Für ihre Verknüpfung von Unterricht und Engagement ist die IGS Kreyenbrück im Rahmen des Wettbewerbs „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ als eine von fünf Schulen deutschlandweit jetzt sogar ausgezeichnet worden.
Was das Kostbar-Team besonders freut: Der Überschuss, den die Schulcafeteria erwirtschaftet, fließt direkt wieder in die Schule. Mit dem Geld konnte die Schule zuletzt zum Beispiel Möbel für die Bücherei anschaffen, die Reit-AG wurde bezuschusst, für die Fußballmannschaft gab es Trikots. Vierteljährlich können Anträge beim Kostbar-Team gestellt werden. „Wenn’s als sinnvoll erachtet wird, wird’s unterstützt“, lautet das Credo.

Nach dem Ansturm ist vor dem Ansturm: Nach der ersten großen Pause setzt sich das Team gemeinsam an den Tisch, um zu frühstücken – und dann geht’s auch schon weiter mit dem Brötchenschmieren für die nächste große Pause.