Neubrandenburg/Oldenburg - Im Prozess um eine brutale Auto-Attacke auf zwei Radfahrer aus dem Landkreis Friesland hat der Angeklagte am Montag erklärt, dass er sich an nichts erinnern könne. Schuld daran sei ein besonderer Medikamentencocktail gewesen. „Ich erinnere mich deshalb an nichts mehr, was den Vorfall betrifft, und bin erst am nächsten Morgen bei der Polizei wieder zu mir gekommen“, sagte der 42-jährige Angeklagte am Montagnachmittag zum Auftakt im Prozess am Landgericht Neubrandenburg. Er habe an dem Tag verschiedene Schmerztabletten genommen und auch zwei Schnäpse getrunken. Danach wisse er seit dem Lokalbesuch nichts mehr und entschuldige sich in aller Form bei den Geschädigten.

Dem Angeklagten aus Altenhof wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft am 7. Juni nach einem Streit in einem Altenhofer Lokal die Radfahrer vorsätzlich mit seinem Auto gerammt und war dann geflüchtet. Dabei soll er betrunken gewesen sein. Der Dekra-Gutachter Ralf Peter Wehr erklärte im Prozess, der Angeklagte hätte beide Zusammenstöße vermeiden können, da er die Radtouristen am Pfingstsamstag rechtzeitig auf der Straße gesehen haben müsse.

Die Radfahrer aus dem Kreis Friesland erlitten schwerste Verletzungen, überlebten aber. Einer der beiden - ein 55-Jähriger - ist noch immer krank und leidet an Folgeschäden. Beide werden von der Opferhilfe Oldenburg betreut. Sie schilderten vor Gericht, dass sie zum Abschluss ihrer Tagesradtour in dem Lokal waren. „Die Stimmung war gut, aber als der Mann sich zu uns setzte, kippte die Atmosphäre plötzlich“, schilderte der 55 Jahre alte Mann. Nach einem kurzen Streit habe man per Rad wegfahren wollen. Der Autofahrer habe versucht, eines der Räder festzuhalten, dabei sei es zu einer Rangelei gekommen.

Später sei ihnen in einer Kurve ein Auto auf der falschen Fahrbahnseite entgegengekommen. Nach Einschätzung des Gutachters überholte der Autofahrer die Radler in Richtung Jaebetz, wendete extra und rammte erst einen 60-Jährigen seitlich und den 55-Jährigen frontal. Ein anderer Autofahrer alarmierte die Retter. Am Auto des Angeklagten wurden später auch Spuren der Zusammenstöße festgestellt. Nach der Flucht fiel der Fahrer Anwohnern in Altenhof durch Raserei auf und wurde wenig später festgenommen.

„Der ist im Dorf gefahren, wie eine gesengte Sau“, sagte eine Zeugin. Der 42-jährige Angeklagte ist Frührentner. Er steht seit einem Unfall beim Militär wegen mehrerer Gesundheitsprobleme unter Medikamenten, war aber nach eigenen Angaben noch längere Zeit Lkw-Fahrer. Seit dem Tod seiner Frau im April 2014 habe er Übersicht und Kontrolle über seinen Medikamentenkonsum verloren.


Der Mann wird im Prozess psychiatrisch begutachtet. Gegen ihn ermittelt außerdem die Staatsanwaltschaft Cottbus wegen Verdachts des schweren sexuellen Kindesmissbrauchs.

Der Prozess wird am 17. Dezember mit dem psychiatrischen Gutachten fortgesetzt. Dem Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe und die Einweisung in eine Psychiatrie.

Der Anwalt der Geschädigten, die als Nebenkläger auftreten, erklärte, dass seine Mandanten nicht nur Gesundheitsprobleme hätten, sondern nach derzeitigem Stand auch keine Entschädigung bekämen. Wenn eine solche Tat vorsätzlich erfolge, zahle die Haftpflichtversicherung des Autohalters nicht.