Barcelona Keine spanische Stadt zieht Touristen so magisch an wie Barcelona. Mehr als 30 Millionen Besucher kommen jährlich in die katalanische Metropole am Mittelmeer. Und kommen immer wieder. Wer die Sagrada Familia und all die anderen Sehenswürdigkeiten Barcelonas schon gesehen hat, für den hat das Umland auch noch einiges zu bieten.
Monserrat
Etwa 70 Kilometer von Barcelona entfernt liegt auf 721 Metern das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat. Viele Größen der Geschichte waren dort: Kolumbus, Cervantes, Ludwig XIV. und natürlich die spanischen Könige. Es ist eine Wallfahrtsstätte, vor allem für die Katalanen. „Katalonien wird christlich sein oder es wird gar nicht sein“, wird man am Eingang von Montserrat begrüßt. Vor etwa tausend Jahren von Einsiedlermönchen gegründet, war das Kloster Widerstandszentrum gegen Spaniens großen Diktator. Viele Verfolgte wurden damals dort versteckt.
„Franco hat die katalanische Sprache und alle Autonomiebestrebungen in Spanien verboten. Für uns Katalanen ist dieser Ort hier das Symbol für Freiheit und gegen Unterdrückung. Es ist unser Nationalheiligtum“, erklärt Gästeführer Ruiz. Der 32 Jährige lebt in Barcelona und kommt jeden Tag zum Kloster. Er mag die Atmosphäre und den Spirit, wie er sagt. Die Geistlichen predigen Selbstbestimmungsrecht, und die Katalanen beten zur Schwarzen Madonna, sie möge dieses Wunder geschehen lassen. Mittags um zwölf kann man dem „Salve Regina“ des Klosterchors lauschen.
Die Knabenchorschule von Montserrat ist die älteste Europas und wegen ihres hohen Standards weltweit anerkannt. Humanitäre und intellektuelle Ausbildung gibt es dazu. Das Kloster funktioniert ähnlich einer modernen Kleinstadt. In sieben Sprachen zeigt ein Wegweiser, wo sich Bank, Supermarkt, Restaurants und Wäscherei befinden. Selbst ein Hotel gehört zum Areal.
Interessant ist das Kloster übrigens weniger wegen seiner Architektur als vielmehr wegen der spektakulären Lage. Wanderer geraten in Verzückung, Kletterer ebenso. Wer schwindelfrei ist fährt vom Kloster fast senkrecht mit der Zahnradbahn die Felsen hoch. Von überall hat man einen fantastischen Rundblick in die Ebene und Ferne.
Sitges
Knapp 40 Kilometer von Barcelona, am Rand des Naturparks Garraf, liegt das kleine Seebad Sitges. Die Berge halten die kalten Winde fern, das Klima ist mild, die Sonne scheint an mehr als 300 Tagen im Jahr. 17 Strände locken vor allem die Menschen aus der Stadt dorthin. Eine kleine, aber feine Innenstadt lockt mit hübschen Läden. Mit der Kirche auf dem Felsvorsprung am Meer ist dies ein perfekter Ort, um der Hektik der knapp Sechs-Millionen-Metropole Barcelona zu entfliehen.
Man flaniert über die drei Kilometer lange Palmenpromenade, wo eine Art-Decò-Villa die andere an Schönheit übertrifft. In einem der Chiringuitos am Strand trinkt man ein Glas Weißwein, schaut aufs Meer und lässt die Stunden einfach so vorbeiziehen. Jedes Jahr finden in Sitges der viertägige Karneval der Homosexuellen und im Juli das internationale Tango Festival statt.
Tempel
Ebenfalls im Parc de Garraf, auf einer Anhöhe mit Blick aufs Mittelmeer gelegen, befindet sich der buddhistische Tempel Sakya Tashi Ling. In einem Palast aus dem 19. Jahrhundert ist es 1996 als erstes buddhistisches Kloster in Katalonien gegründet worden. Nur zu bestimmten Zeiten, zum Beispiel für Seminare und am Wochenende öffnen die Mönche ihre Türen. Die Geduld wird belohnt mit tibetischen Klängen, bunten Fähnchen, auf denen Gebete stehen und einem Rundgang durch den Garten. In der Mitte steht ein großer weißer Schrein mit dem Elefantengott Ganesh. Spirituelle Ruhe findet man auch im kleinen Café bei einem Kräutertee.
Arbeitersiedlung
Nur einen Katzensprung von Barcelona entfernt, in Santa Coloma de Cervello, steht man mitten in einer ehemaligen Industriesiedlung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Weil in Barcelona damals große Unruhen waren, ließ der Unternehmer Eusebi Güell auf dem Gelände seines Gutes die Colònia Güell bauen. Eine Textilfabrik, in der Samt und Cord hergestellt wurden, und nebenan die Arbeiterhäuser dazu. Der Unternehmer stattete seine Siedlung mit Ärzten, Kultur, Theater und Schule aus und beauftragte den damals noch umstrittenen Antoni Gaudi damit, eine Kirche für seine Arbeiter zu bauen.
Wegen finanzieller Probleme sind nur Krypta und Säulenportal der Kirche fertiggestellt. Das Gebäude ist trotzdem sehenswert, weil dort bereits Elemente der späteren Kathedrale Sagrada Familia sichtbar sind. Die Siedlung versprüht auch heute noch den Charme des kleinen Arbeiterdorfes von damals. Viele Backsteinhäuser sind sehr gut erhalten.
Bodegas von Torres
„Riechen, sehen, erleben“, damit wirbt die Familie Torres in Vilafranca del Penedès, nur 30 Minuten von Barcelona entfernt. Seit 2500 Jahren wird im milden Klima des Penedès Wein angebaut. Das traditionsreiche Haus Miguel Torres hat immerhin 150 Jahre Weingeschichte zu bieten. Mit der Bimmelbahn geht es durch die Weingärten und anschließend zur Weinprobe mit Tapas. Ein perfektes Ausflugsende außerhalb der pulsierenden Nachbarmetropole.
www.katalonien-tourismus.de www.monjesbudistas.org www. visitsitge.com/es