Berlin - Wer eine lange Route wandern oder als Pilger zurücklegen möchte, muss sich auch auf Durststrecken einstellen. Christine Thürmer gilt als „meistgewanderte“ Frau der Welt – mit 60 000 Kilometern, die sie nach eigenen Angaben zu Fuß zurückgelegt hat. Im Interview der „Welt am Sonntag“ gibt die Autorin einige Tipps für unterwegs:

Tempo: „Die meisten laufen zu schnell“, sagt Thürmer. Sie selbst „dackele gemütlich mit zwei bis drei Stundenkilometern durch die Gegend“. Die Kunst sei nicht, 30 Kilometer an einem Tag zu schaffen – sondern, dies jeden Tag wieder zu tun.

Gewicht: Einen möglichst leichten Rucksack betrachtet ChristineThürmer auf weiten Strecken als „entscheidenden Erfolgsfaktor“. Sie selbst schneide sogar den Stiel ihrer Zahnbürste ab und entferne Etiketten aus der Kleidung. „Der große Luxus ist nicht das, was du dabeihast, sondern das, was du nicht tragen musst.“

Ziel: Vor dem Aufbruch rät Thürmer, sich selbst zu fragen, warum man wandert. Manche wollten einen speziellen Platz erreichen; andere ein Lager aufschlagen und grillen. Und dann gebe es Menschen wie sie, „die wandern, um zu wandern“.

Erwartungen: Nach Thürmers Erfahrung wird die Landschaft überbewertet. Sie entspreche eher der Kulisse im Theater: „Die ist schön und wichtig. Aber wenn das Stück, die Schauspieler und der Regisseur nicht gut sind, gehen Sie trotzdem zur Pause nach Hause.“ In Erinnerung blieben dagegen Begegnungen mit Menschen und Momente, „in denen Sie sich durchgebissen haben“. Sie empfehle daher Routen, „wo man wirklich noch Entdecker sein kann“; etwa in Osteuropa.

Kleine Freuden: „Man lernt beim Wandern die vermeintlich kleinen Dinge mehr zu schätzen“, so Thürmer. Als Beispiel nennt sie eine Dusche, „wenn Sie verschwitzt sind, so richtig paniert mit einer Dreckschicht aus Sonnencreme, Schmutz und Schweiß“. Sie erlebe das Glück beim Wandern „total direkt und total körperlich“.