OLDENBURG - Ein gelungenes, weil auf Prinzipien der Wahrhaftigkeit gegründetes Leben hat der ehemalige Oldenburger Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner der israelischen Hochschullehrerin Prof. Dr. Miriam Gillis-Carlebach bescheinigt. Die Pädagogin habe das geistige und ethische Vermächtnis ihres Vaters Joseph Carlebach praktisch und konsequent umgesetzt, sagte Daxner in seiner Laudatio zur Ehrenpromotion für die 87 Jahre alte Pädagogin, Soziologin und Historikerin am Freitag in der Universität Oldenburg.

Die Fakultät Human- und Gesellschaftswissenschaften der Oldenburger Uni verlieh der jüdischen Wissenschaftlerin die Ehrendoktorwürde für „ihr fruchtbares wissenschaftliches Wirken und ihre von hohem Ethos und tiefer Religiosität geprägte Lebensleistung“, wie Dekan Prof. Dr. Rudolf Holbach bei der Festveranstaltung sagte. An der Feier nahmen auch Angehörige der Geehrten sowie Mitglieder der jüdischen Gemeinden Oldenburg und Hamburg teil.

Die 1922 in Hamburg geborene Miriam Gillis-Carlebach lebt in Israel und ist Direktorin des Joseph-Carlebach-Instituts an der Bar-Ilan-Universität in Ramat-Gan. Als Tochter des Hamburger Rabbiners Joseph Carlebach konnte sie 1938 nach Palästina emigrieren und so dem Holocaust durch die Nazis entkommen. Ihre Eltern und drei ihrer Geschwister hatten weniger Glück. Sie wurden in Konzentrationslager verschleppt und 1942 ermordet.

Miriam Gillis-Carlebach widmete einen großen Teil ihres Lebens fortan dem Gedenken des Vaters und stellte ihre Arbeit unter das Leitmotiv „der helfenden schlichten Menschlichkeit“, wie die neue Oldenburger Ehrendoktorin in ihrer Dankrede sagte.

Seit den 90er-Jahren pflegt die Wissenschaftlerin regelmäßig Kontakte zur Universität Oldenburg. Deren Vizepräsident Prof. Dr. Mathias Wickleder würdigte Gillis-Carlebach als „eine Person jener Zeitzeugenkultur, die uns bald verloren geht“. Persönlichkeiten wie sie lehrten die Nachwelt „Dinge, die man aus Geschichtsbüchern zwar lernen, aber nicht begreifen kann“, sagte Wickleder.