Hannover - Was vor ein paar Monaten in Baden-Württemberg Tausende zu Demonstrationen auf die Straßen trieb, sorgt auch in Niedersachsen zunehmend für Erregung: die von Rot/Grün geplante Reform des Sexualkunde-Unterrichts an allen Schulen. Nach einem Entschließungsantrag von SPD und Grünen im Landtag muss künftig „Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität an Schulen verbindlich thematisiert werden“. Derzeit läuft die Anhörung von Verbänden und Organisationen. Elternräte an Gymnasien protestieren bereits, die CDU lehnt solche Pläne entschieden ab. Im Herbst startet das Gesetzgebungsverfahren.

„Das aktuelle Schulgesetz ist, wie die gelebte Praxis zeigt, völlig ausreichend“, bewerten die Gymnasial-Elternräte den von den Grünen initiierten Gesetzesvorstoß „sehr kritisch“. Mit dem bestehenden Unterricht werde das Ziel einer diskriminierungsfreien Sexualkunde erreicht.

Die Grünen sehen das anders. „Es ist erschreckend, dass schwule und lesbische Jugendliche sich noch immer in den Schulen massiv Mobbing ausgesetzt sehen und deshalb viele homosexuelle Schülerinnen und Schüler – aber auch Lehrkräfte – Angst haben, sich in der Schule zu outen“, begründet Schulexpertin Ina Korter die Einbringung des Entschließungsantrags im Landtag.

CDU-Schulexpertin Karin Bertholdes-Sandrock unterstützt das Ziel, „zu Toleranz zu erziehen“. „Aber Kinder und Jugendliche dürfen auch nicht überfordert werden“, warnt die Lehrerin im Gespräch mit der NWZ . Der CDU-Politikerin fehlt es im Antrag „an Sensibilität“ . „Auf keinen Fall“, so die Landtagsabgeordnete, „kann es sein, dass beispielsweise Schwule und Lesben in den Klassen allein gegenüber den Kindern auftreten“.