Friesoythe Es ist ruhig am Freitag, den 13., vor den Toren der Friesoyther Firma Vet Pharma. Doch hinter den Türen des Werks hat die Staatsanwaltschaft ermittelt: Nach NWZ-Informationen stehen mehrere Verantwortliche des Unternehmens wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz im Fokus der Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Oldenburg. Vet Pharma soll das Gift Pentobarbital, das ein Hauptbestandteil des in Friesoythe hergestellten Hundearzneimittels Beuthanasia-D ist, nach Amerika und Asien exportiert haben – und zwar ohne die dafür erforderliche Genehmigung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Damit würde es sich um einen Verstoß gegen die Anti-Folter-Verordnung der Europäischen Union handeln. Denn Pentobarbital zählt zu den Gütern, die zur Vollstreckung der Todesstrafe verwendet werden könnten. Laut Staatsanwaltschaft Oldenburg geht es um insgesamt fünf Fälle 2017 und 2018 sowie zwei weitere Versuche in diesem Jahr. Bei einer Durchsuchung seien Daten und Unterlagen gefunden worden, die derzeit gesichtet und ausgewertet würden.
Das Friesoyther Unternehmen gehört zum US-Pharmariesen Merck Sharp & Dohme (MSD). „Beuthanasia-D ist ausschließlich als Hundearzneimittel zugelassen. Der Stoff wird seitens der Drug Enforcement Administration (DEA) streng überwacht. Aufgrund dieser Aspekte hat MSD Animal Health keinerlei Grund zu der Annahme oder dem Verdacht, dass Beuthanasia-D jemals außerhalb des veterinärmedizinischen Bereichs verwendet wurde“, sagt Marco Gassen, Sprecher von MSD, auf NWZ-Nachfrage.
Doch warum hat Vet Pharma die notwendigen Genehmigungen für eine Ausfuhr nie beantragt? Auf diese Frage antwortete der Konzern nicht. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu internen Produktionsabläufen generell öffentlich nicht äußern“, so Gassen weiter. Nach NWZ-Informationen ist es aktuell nahezu unmöglich, für solche Stoffe eine Ausfuhrgenehmigung zu bekommen.