Frage: Bundesweit gibt es mehr als 20 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Welche Rolle spielt dabei die Generation 50plus?
Monika Engelmann-Bölts: Ältere Menschen spielen eine große, wichtige Rolle im ehrenamtlichen Engagement. Der Anteil engagierter älterer Menschen im Ruhestand steigt seit vielen Jahren kontinuierlich an: Haben sich 1999 noch etwa 23 Prozent aller über 65-Jährigen engagiert, stieg der Anteil 2014 schon auf 34,6 Prozent. Diese Zahlen zeigen:
Es begeistern sich immer mehr ältere Menschen für ein Ehrenamt. Die Möglichkeiten sind dabei so vielfältig wie nie, gerade in Oldenburg. Und es zeigt, dass Menschen, die heute aus dem Berufsleben aussteigen, vital sind und sich aktiv gesellschaftlich einbringen möchten.
Frage: In welchen Bereichen sind die meisten tätig?
Monika Engelmann-Bölts: Ältere Menschen haben zumeist große Kenntnisse und Erfahrungen, die sie gerne weitergeben möchten. Überdurchschnittlich hoch engagieren sie sich in den Bereichen Kultur und Musik, Freizeit und Geselligkeit, Politik und vor allem im sozialen Bereich. Im „inForum“ (Anm. d. Red.: städtische Bildungseinrichtung für Menschen ab 50) spiegelt sich das wieder: Mehr als 80 Ehrenamtliche geben ihr Wissen an viele Bürgerinnen und Bürger unentgeltlich weiter und ermöglichen es damit jedem, daran zu partizipieren.
Lesen Sie auch:Frage: Was motiviert die Ehrenamtlichen zum Helfen?
Monika Engelmann-Bölts: Spaß ist für alle Engagierten das wichtigste Motiv. Ein Ehrenamt bietet die Möglichkeit, mit anderen Menschen zusammenzukommen. Vor allem die Chance, anderen Generationen zu begegnen, nehmen Menschen aller Altersgruppen gerne wahr. Ein großes Ziel unserer Fachstelle ist es, in Projekten mit unterschiedlichen Themen diesen Austausch zu ermöglichen. Wir stellen auch in Oldenburg fest, dass ältere Menschen – anders als früher – immer mehr alleine wohnen und nicht mehr in unmittelbarer Nähe ihrer Enkel und Kinder. So gibt es einen immer größeren Wunsch nach Begegnung von beiden Seiten.
Frage: Wird für Ehrenamtliche Ihrer Ansicht nach genug getan – müssten sie möglicherweise bezahlt werden?
Monika Engelmann-Bölts: Wer ein Ehrenamt hat, tut dies nicht aus der Motivation heraus, dafür bezahlt zu werden. Es geht vielmehr um andere Formen der Anerkennung und Würdigung. Ehrenamtliche leisten einen großen und unverzichtbaren Beitrag zu unserer Gesellschaft, und das sollte auch angemessen zum Ausdruck kommen. Die wichtigste und schönste Form der Anerkennung zeigt sich in der täglichen Zusammenarbeit. Wir als Hauptamtliche sind sehr dankbar und haben großen Respekt vor der Arbeit der Ehrenamtlichen.
Frage: Welche Voraussetzungen sollten Ehrenamtliche mitbringen?
Monika Engelmann-Bölts: Das Schöne am Ehrenamt ist, dass es keine Voraussetzungen gibt. Unsere Fachstelle kooperiert mit vielen Institutionen in Oldenburg, so dass wir über 300 Angebote für Bürgerinnen und Bürger haben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dadurch ist es für uns möglich, jeden in ein Ehrenamt zu vermitteln.
Frage: Was wünschen Sie sich bezüglich des Ehrenamtes für die Zukunft?
Monika Engelmann-Bölts: In Oldenburg spielt das Ehrenamt eine große Rolle: Mehr als 46 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger engagieren sich. Hier zeigt sich das Ziel, dass die Stadtverwaltung mit zahlreichen Kooperationspartnern seit vielen Jahren erfolgreich umsetzt: möglichst viele Menschen über den großen Zugewinn ehrenamtlichen Engagements zu informieren und dies auch für jede/n zu ermöglichen. Ehrenamt soll fester Bestandteil in der Lebensbiografie aller Bürgerinnen und Bürger werden.