EVERSTEN - Seit 2002 existiert der Verein Seikenjuku. Am Wochenende kommen 160 Teilnehmer zum Kendo-Jugendcup.
Von Christian Quapp
EVERSTEN - Mittwochabend, Sporthalle des Gymnasiums Eversten. Es herrscht ohrenbetäubender Lärm. Laute, lang gezogene Schreie gellen durchs Gebäude, begleitet vom Krachen von Bambusstöcken, die aufeinander prallen.Wer das erste Mal ein Training des Vereins Seikenjuku verfolgt, kann es mit der Angst zu tun bekommen, wenn die Kendo-Sportler aufeinander zu rennen und ihre Shinais – zusammengebundene Bambusstöcke – gegeneinander schlagen. „Es ist schlimmer zuzusehen, als selbst mitzumachen“, beruhigt Bianca Schulz. „Man hat schon mal blaue Flecken, aber das ist halb so wild.“
Die 14-Jährige ist seit knapp zwei Jahren bei Seikenjuku. Japan hat sie schon immer fasziniert: „Ich habe früher viele japanische Comics gelesen und Filme gesehen, über eine Freundin bin ich dann in den Verein gekommen.“
„Kendo bedeutet Weg des Schwertes“, erklärt Eiji Ohashi, der Vorsitzende des Vereins, „und hat seinen Ursprung in der Fechtkunst der Samurai.“ Der ohrenbetäubende Kampfschrei gehört dazu, „wenn er im Wettkampf fehlt, kann dem Sportler ein Treffer sogar aberkannt werden. Oft kostet es einen Anfänger mehr Überwindung, laut zu schreien als zu schlagen oder getroffen zu werden.“
Je früher der Sport betrieben wird, desto besser. „Unsere jüngsten Mitglieder sind sieben oder acht Jahre alt. Man kann aber auch mit 40 noch anfangen. Wir wollen nicht nur Wettkampfsportler ausbilden, auch wer sich nur ab und zu richtig verausgaben will, kann das bei uns tun“, so Ohashi. Obwohl der Verein seine Mitgliederzahl seit der Gründung im Jahr 2002 halten konnte, sucht Seikenjuku Nachwuchs – vor allem Kinder.
Die nötige Ausrüstung kann für den Anfang geliehen werden, und später hilft der Verein gerne bei der Beschaffung. Ab 40 Euro kostet der Fechtstock, nach oben sind den Kosten für eine Rüstung kaum Grenzen gesetzt. „Gerade für die Kinder haben wir aber viele Rüstungsteile vorrätig. Man kann den Eltern ja nicht zumuten, ständig hunderte von Euros auszugeben“, so der Vorsitzende.
Disziplin spielt eine große Rolle bei den traditionsverbundenen Sportlern: So müssen die Schüler am Ende des Trainings ruhig abwarten, bis die Lehrer beginnen, ihren „Men“ – den Helm aus mehrlagiger Baumwolle und Metallstäben – abzulegen. „Auf die Disziplin legen wir besonderen Wert, weil wir häufig Besuch von Kendo-Meistern aus Japan bekommen, da spielt das eine große Rolle,“ betont Ohasi.
Umgangsformen werden auch an diesem Wochenende von Bedeutung sein. Heute ab 10.30 Uhr und morgen, Sonntag, ab 9 Uhr richtet Seikenjuku im Schulzentrum Ofenerdiek, Lagerstraße 32, den Jugendcup 2006 aus. 160 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern werden erwartet, und auch ein Mitarbeiter des japanischen Konsulates hat sich angekündigt. „Ihr seid alle Gastgeber“, schärfte Ohashi deshalb seinen Schülern am Mittwoch ein.
Trotz aller Betonung von Disziplin und Tradition ist Seikenjuku für die Mitglieder mehr als nur ein Verein. „Es hat etwas Familiäres“, erklärt Ingeborg Schulz. Die 42-Jährige bezeichnet sich als „aktiv-passives Mitglied“. „Es gibt ja noch mehr als Kendo“, sagt sie. „Einige von uns nehmen privat Japanisch-Unterricht bei Frau Ohashi, oder wir kochen japanisch zusammen.“
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