Heide - Seit zweieinhalb Jahren spielt Fynn-Morris Handball. Recht gut sogar, das liegt nicht zuletzt an seinem Vater: Andreas Giebert ist seit 37 Jahren begeisterter Handballspieler und -trainer. „Er hat einen richtigen Wumms“, findet der Vater. Den braucht der Zehnjährige auch, denn er hat ein großes Handicap. Fynn-Morris sitzt im Rollstuhl, er kam mit der Wirbelsäulen-Fehlbildung Spina bifida („offener Rücken“) zur Welt.

Vom Handballspielen hat die Behinderung den Jungen nicht abgehalten, die Begeisterung des Vaters hat sich auf ihn übertragen und auch auf seinen neunjährigen Bruder Ben-Louis. Beide spielten bisher gemeinsam in der E-Jugend des VfL Bad Zwischenahn. „Das ist bei den Mitspielern, den Eltern und sogar den Gegnern gut angekommen“, freut sich Andreas Giebert. „Oft hat er sogar Sonderapplaus von der Tribüne bekommen.“ Aber das ist vorerst vorbei: Fynn-Morris ist für die E-Jugend zu alt und in der D-Jugend gibt es für ihn keine Möglichkeit mehr, als Rollstuhlfahrer bei den Altersgenossen mitzuspielen.

Andreas Giebert lässt das keine Ruhe. Der alleinerziehende Vater, der im April mit seinen beiden Söhnen von Bad Zwischenahn nach Heide umgezogen ist, träumt von einer Rolli-Handballmannschaft, in der Fynn-Morris mitspielen kann. Aber was im Basketball durchaus weit verbreitet ist, gibt es im Handball so gut wie gar nicht, jedenfalls nicht in der Nähe. Darum sucht Giebert nun nach anderen Möglichkeiten – wenn’s nicht anders geht, würde er auch selber einen Verein gründen.

Aber dafür braucht er Mitstreiter. Bei der HSG Grüppenbühren-Bookholzberg, wo Giebert als Schiedsrichterwart aktiv ist, hat er sein Ansinnen schon vorgebracht, auch bei der Turnerschaft Hoykenkamp, deren 1. Damenmannschaft er bis vorigen Sommer trainierte. Bei Werder Bremen gibt es eine Handicap-Handballmannschaft, aber deren Spieler sind überwiegend geistig behindert und auch älter. Die TSG Hatten-Sandkrug, einer der größten Handball-Vereine der Region, bietet Inklusionssport an – aber da ist Giebert auch noch nicht weiter gekommen.

„Es gab viel positive Resonanz“, fasst der 42-Jährige seine bisherigen Bemühungen zusammen. Dem Ziel, dass Fynn-Morris in einer Mannschaft mitspielen kann, ist er aber bisher nicht näher gekommen. Jetzt hofft er noch auf eine Antwort von der Rollstuhlsportgemeinschaft (RSG) Hannover.

Aber Hannover ist ziemlich weit entfernt. Darum wäre die Gründung eines eigenen Vereins für Nachwuchs-Handballer aus der Region, die im Rollstuhl sitzen, nach wie vor die erste Wahl für Andreas Giebert. Er würde die Mannschaft auch trainieren. Und: „Der Spaß soll im Vordergrund stehen“, betont er.

Erschwert wird sein Vorhaben dadurch, dass es im Deutschen Handball-Bund bislang keine klar definierten Spielregeln für Rolli-Teams gibt. Es könnten aber auch Spieler mitmachen, die körperlich nicht eingeschränkt sind, findet Andreas Giebert. Für ihn ist vieles denkbar, Hauptsache Fynn-Morris kann wieder Handball spielen.

Kontakt zu Andreas Giebert kann unter folgender Mail-Adresse aufgenommen werden: projekt.rollstuhl.handball@web.de

Hergen Schelling
Hergen Schelling Redaktion für den Landkreis Oldenburg (Leitung)