New York Es ist eine der größten Überraschungen im Profiboxen: Außenseiter und Ersatzgegner Andy Ruiz Jr. hat das für unmöglich Gehaltene vollbracht und Schwergewichts-Weltmeister Anthony Joshua entthront. Ruiz (29), ein US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln, besiegte Samstagnacht (Ortszeit) in New York den britischen Champion Joshua (29) durch technischen K.o. in der siebten Runde und ist jetzt Weltmeister der großen Verbände IBF, WBO und WBA sowie der weniger bedeutsamen IBO.
„Wahnsinn. Davon habe ich geträumt. Ich kann es nicht glauben“, sagte der neue Champion. Viermal hatte Ruiz den Favoriten im Verlauf des Kampfes auf die Bretter geschickt. Dann brach Ringrichter Michael Griffin aus Kanada das Duell ab. Für Ruiz gab es kein Halten mehr. Der 121-Kilo-Mann hüpfte jubelnd durch den Ring, seine Entourage stürmte durch die Seile, in den ersten Zuschauerreihen kreischte die Familie. „Ich bin der erste mexikanische Schwergewichts-Weltmeister“, schrie Ruiz. Die 8000 britischen Fans unter den knapp 20 000 Zuschauern im legendären Madison Square Garden waren fassungslos. Es war die erste Niederlage Joshuas im 23. Kampf.
Kein Boxfan hatte Ruiz eine Chance gegeben. Als „Dickerchen“ und Fallobst für den übermächtigen 25:1-Favoriten Joshua war der 1,88 Meter große Boxer verhöhnt und verlacht worden. Seine unförmige, nicht austrainiert wirkende Figur mit einem beachtlichen Rettungsring um die Hüften ließ keinen Gedanken an einen möglichen Sieg über den 1,98 Meter großen Modellathleten Joshua aufkommen. Zudem war Ruiz erst vor wenigen Wochen als Ersatz für Jerrell Miller (USA) verpflichtet worden und hatte weniger trainiert. Miller war nach zwei positiven Dopingtests suspendiert worden.