Oldenburg - In der Welt des Leistungssports gelten Leichtathleten als ausgesprochene Individualisten. Erheblich zu diesem Urteil – oder Vorurteil? – trägt natürlich bei, dass Leichtathletik immer als Einzelsportart wahrgenommen wird, in der jeder seinen Wettkampf allein bestreitet und Erfolg oder Misserfolg ganz allein zu verantworten hat. Natürlich gibt es Staffelwettkämpfe und Mannschaftswertungen für Mehrkämpfer – aber die Teamwettkämpfe, in denen sich disziplinübergreifend alle Athletinnen und Athleten wiederfinden, sind in vielen Landesverbänden fast völlig verschwunden.
Dass weiter Lust auf solche Wettkämpfe besteht, zeigt der Andrang zu den Landes-Mannschaftsmeisterschaften an diesem Sonntag im Oldenburger Marschwegstadion. Die Beliebtheit dieser Wettkämpfe lässt sich an der Anzahl der Vereine und der Athleten ablesen, die auf Punktejagd gehen: 35 Vereine aus Niedersachsen und Bremen schicken 556 Aktive in 53 Teams aller Altersklassen ins Rennen – Rekordbeteiligung bei der vom Niedersächsischen Leichtathletikverband eigentlich schon gestrichenen Mannschaftstitelkämpfe auf Landesebene. Eine Initiative aus Oldenburg sorgte für ihren Erhalt.
Zum Modus: Pro Disziplin können in den verschiedenen Altersklassen mehrere Athletinnen oder Athleten im Sprint, auf der Mittelstrecke, in Sprung und Wurf an den Start gehen, von denen die beiden Besten eines Vereins in die Wertung kommen.
An Kuriositäten und ungewöhnlichen Konstellationen mangelt es am Sonntag nicht: So stehen bei der LGG Ganderkesee in Diana und Imke Garde sowie Inge und Karen de Groot gleich zweimal Mutter und Tochter in einem gemeinsamen Team, und auch beim BTB Oldenburg werden Mutter Regine und Tochter Natalie Walter in einer Mannschaft auf Punktejagd gehen.
Die Reaktivierung von älteren Athletinnen und Athleten, die ihre Karriere schon längst beendet haben oder nur noch sporadisch trainieren, ist bei vielen Mannschaften zu beobachten. Auch an Prominenz fehlt es dabei nicht: In erster Linie ist da Claudia Losch zu nennen. Die Endfünfzigerin startete für den TV Wattenscheid und wurde 1984 in Los Angeles mit 20,48 Metern Olympiasiegerin im Kugelstoßen. Sie ist mittlerweile als Trainerin beim VSV Rössing tätig – einem Verein in der Nähe von Hildesheim, für den sie im Kugelstoßen und Diskuswurf auch selbst am Start sein wird.
Der ehemalige Hamburger Helge Bormann, der seine Bestleistung über 400 Meter Hürden (49,63 Sekunden) 1994 bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki aufstellte, steht auf der Meldeliste der Startgemeinschaft DSC Oldenburg-SV Friedrichsfehn.
Wettkampfbeginn ist am Sonntag um 9.30 Uhr, der letzte Start (5000-Meter-Lauf) erfolgt um 16.30 Uhr, ab 15.30 Uhr finden die stets stimmungsvollen Staffelläufe statt. Der Eintritt ist frei.