Osnabrück Flüchtlinge aus der Landesaufnahmestelle in Osnabrück haben jetzt die Möglichkeit, kostenlos Angebote von Sportvereinen aus der Nachbarschaft zu nutzen. Im Gegenzug sollen auch Mitglieder der Sportvereine Angebote auf dem Gelände der Flüchtlingseinrichtung nutzen können. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen dem Land Niedersachsen und dem Osnabrücker Stadtsportbund wurde am Mittwoch unterzeichnet. Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD) würdigte die Leistung des Sports für die Integration. „Geflüchtete, die sich in den Vereinssport vor Ort integrieren, können als Multiplikatoren dienen.“ Ein solches Angebot ist in Niedersachsen laut Innenministerium bislang einmalig.
„Der Sport hat die einmalige Kraft, Menschen unterschiedlicher kultureller und persönlicher Prägung zusammenzubringen“, sagte Pistorius. Das Projekt habe Vorbildfunktion. Die Gesellschaft müsse sich darauf einstellen, dass die Flüchtlinge noch längere Zeit in Deutschland leben. Integration sei keine „Einbahnstraße“ und müsse von beiden Seiten gewollt werden. Gerade der Mannschaftssport biete eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und die Erfahrung zu machen, sich aufeinander verlassen zu können, sagte der Minister.
An der Kooperation nehmen die lokalen Sportvereine SV Eversburg, Ballsport e.V. Osnabrück-Eversburg und der SV Atter teil. Die Vereine hatten bereits spezielle Angebote für die Flüchtlinge in der Unterkunft angeboten, sagte der zuständige Koordinator des Stadtsportbundes, Philipp Karow.
„Viele Sportvereine haben sich sehr früh um die Integration von Flüchtlingen gekümmert“, sagte Karow. Wenn die Flüchtlinge die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen, haben sie weiterhin die Möglichkeit, am Vereinsleben der Stadt teilzunehmen. Es gebe – wie für andere Bedürftige auch – die Möglichkeit, zu verringerten Mitgliedsgebühren mitzumachen oder zum Teil auch kostenfrei.
Ein Instrument, um neue Mitglieder zu bekommen, sei das Projekt allerdings weniger. Es gehe tatsächlich um Integration. „Das ist den Vereinen auch klar.“ Bei Flüchtlingen sei es eben häufig der Fall, dass diese nicht allzulange in der Stadt blieben, weil sie verlegt werden oder in andere Städte ziehen. Insofern richteten sich die Vereine darauf ein, dass in Fußball- oder Handballmannschaften die Flüchtlinge nicht unbedingt zum festen Kader gehören.
Umgekehrt sei auch die Möglichkeit, die Sporteinrichtungen des Aufnahmelagers zu nutzen, für die Vereine der angrenzenden Stadtteile attraktiv, sagte Karow. In dem Aufnahmelager hat die Til Schweiger Foundation einen Fitnessraum eingerichtet; außerdem gibt es eine kleine Gymnastikhalle. „Ich glaube, von den Vereinen hat keiner eine Fitnesshalle.“ Es gehe aber auch darum, dass auch Osnabrücker Bürger Gelegenheit haben, am Leben in der Aufnahmeeinrichtung teilzunehmen. „Wenn hier mal ein Sportfest stattfindet, warum sollen dann nicht auch mal Gäste aus dem Stadtteil kommen?“, sagte Karow.