Oldenburg Ihre ersten Paralympics haben bei Elke Seeliger Spuren hinterlassen. „Man versucht, alles zu verarbeiten. Langsam kommt man runter“, sagt die Sportschützin, die in Weyhe bei Bremen lebt und beim SV Etzhorn in Oldenburg aktiv ist, nach der Rückkehr aus Rio. Obwohl ihre Wettkämpfe knapp zwei Wochen zurückliegen, blieb sie bis zur Abschlusszeremonie am vergangenen Sonntag.
In Brasilien verpasste Seeliger, die wegen einer Rückenmarkserkrankung im Rollstuhl sitzt, zweimal den Einzug ins Finale. Mit dem Luftgewehr über zehn Meter landete sie in der Qualifikation auf Rang elf. „Im ersten Moment bin ich rausgegangen und dachte, ich wäre viel schlechter“, erzählt die 44-Jährige. Sie wurde beste Deutsche, so fiel ihre Enttäuschung nicht so groß aus.
Mit dem Ergebnis (401,6 Punkte) haderte sie aber. „Daran werde ich arbeiten“, blickt Seeliger in die Zukunft, in der sie ihr Training näher an Wettkampfbedingungen ausrichten will. Denn hier schießt sie in der Halle. Die großen Turniere finden aber im Freien statt, in Rio musste sie mit dem Wind zurechtkommen.
Das merkte Seeliger an ihrem zweiten Wettkampftag, am Gewehr über 50 Meter. „Da ist ganz, ganz viel Potenzial“, aber eben noch viel, das sie lernen müsse. Als Vorletzte (546) war sie weit von der Endrunde entfernt. In den drei Weltcups vor den Paralympics hatte sie dagegen stets im Finale gestanden.
Obwohl sie in Rio bei den Endkämpfen nicht dabei war, verfolgte sie diese gebannt. „Es war Wahnsinn, sehr ergreifend“, sagt sie über die Wettbewerbe und Siegerehrungen auf der Anlage, auf der im August die Olympiasieger ermittelt worden waren.
Ihr Mann begleitete sie bis kurz vor Ende der Paralympics. Im Rollstuhl sei sie auf Hilfe angewiesen – besonders in Rio. „Wenn man nicht sehr flexibel ist, ist man verloren“, sagt Seeliger. Im Vergleich zu Deutschland sei die mangelnde Barrierefreiheit „teilweise schockierend“ gewesen. Dafür war sie von der Herzlichkeit der „Cariocas“ (die Einwohner von Rio) und der Gäste beeindruckt. „Viele wollten Selfies haben, alle waren freundlich“, sagt die Schützin. Im Olympiastadion staunte sie: „Wahnsinn, die kommen nur wegen uns Sportlern.“
Etwa 16 000 Euro hat Seeliger sich ihren Sport in diesem Jahr kosten lassen. Für die Weltcups flog sie nach Asien und in die USA. Sponsoren gebe es wenige. Die Spiele hätten ihr aber einen Motivationsschub gegeben. „Es bringt nichts, auf dem Sofa rumzuhängen. Man muss dafür kämpfen, und dann wird das auch was.“
Doping-Fälle und ungleiche Kontrollverfahren belasten aber auch den Para-Sport. Schon eine Schummelei bei der Einstufung der Behinderung verschafft Vorteile. Darüber hinaus gehe es „schnell, dass man dopt“, sagt Seeliger. Deswegen passe sie auf und bespreche alles mit ihrer Apothekerin.