Berlin Mieten statt kaufen liegt im Trend. Doch im Test offenbarten Mietservice-Anbieter für Werkzeug und Elektronik Schwächen wie schwankende Servicequalität, fehlende Spezialschlüssel oder Mängel im Kleingedruckten.
Werden Kunden gut und fair behandelt? Die Stiftung Warentest hat zwei Branchen getestet: Bei Baumärkten und Spezialisten für Werkzeug mieteten die Tester je fünfmal Schleifgeräte, bei zwei Online-Mietdiensten für Elektronik je fünfmal Tablets. Ergebnis: Es ginge besser. Kein Anbieter ist insgesamt gut.
Für die Gerätemiete sprechen, das Einsparen von Ressourcen und die Vermeidung von Fehlkäufen. Außerdem erhält man bei der Elektronik aktuelle Modelle sowie beim Werkzeug solide Profigeräte. Je länger und öfter etwas gemietet wird, desto eher rechnet sich der Kauf. Beim Test-Tablet etwa kann sich ein Kauf im Extremfall schon nach wenigen Wochen Mietdauer lohnen. Grover zieht beim Erwerb der Mietsache übrigens die Mietkosten vom Kaufpreis ab.
Service unterschiedlich
Im Test machten die Mitarbeiter den Unterschied: Immer wieder mal berieten sie gut. Zuweilen senkten sie auch kulant den Preis, wenn das Werkzeug nicht benutzt worden war: Einmal zahlten die Tester sogar nur knapp 14 Euro, obwohl das Gerät rund 54 Euro für acht Tage kosten sollte. Aber auch vereinzelte negative Erfahrungen machten sie: Einmal sollten sie 25 Euro für die Reinigung eines unbenutzten Schleifers bezahlen. Erst nach Diskussion auch mit einem zweiten Mitarbeiter kamen sie ungeschoren davon. Noch krasser das Erlebnis eines Testers mit EU-Pass: Er sollte eine deutsche Meldebescheinigung vorlegen und 600 Euro Kaution hinterlegen. Sonst betrug die Kaution höchstens 200 Euro.
Alles hat funktioniert
Brandneu waren die meisten Mietsachen nicht, doch funktioniert hat alles. Nur die Tablets von Grover kamen in der eingeschweißten Originalverpackung. Bei den Winkelschleifern sahen die Tester oft Gebrauchsspuren. Warum auch nicht: Es handelte sich um robuste Profi-Modelle.
Schutz vor Schäden
Bei Werkzeug könnte man sich für ein paar Euro zumindest gegen einige Risiken wie etwa Schäden während einer sachgerechten Nutzung absichern. Für Elektronik bei Grover ist eine Absicherung im Mietpreis inbegriffen. Mietspezialist Leihzig aus Leipzig bietet so etwas gar nicht an und räumt sich sogar das Recht ein, Kunden die Haftung zum Preis der Neubeschaffung zuzumuten. Tatsächlich gilt der Zeitwert. Testurteil: „sehr deutliche Mängel“ in den AGB.
Nachteile der Miete
Folgende Risiken sehen die Tester bei der Gerätemiete:
Zeitfenster: Mietpreise etwa für den Tag oder ein Wochenende müssen abgewogen, Fristen beachtet werden: Bei Globus Baumarkt und Obi erlischt die Reservierung 15 Minuten nach dem Abholtermin, in einem Fall bei Hagebaumarkt nach vier Stunden. Planung: Mieten ist nichts für Spontane, denn nicht immer war im Test das Wunschgerät zum Wunschtermin verfügbar. Zeitbedarf: Onlinereservierung und der Weg zur Abholstation kosten Zeit. Unvollständig. Den Winkelschleifer erhielten die Tester oft ohne Schleifscheibe. Dieses Zubehör hätten sie dann extra kaufen müssen. Mehrfach bekamen sie den Winkelschleifer sogar ohne den Spezialschlüssel zur Montage oder zum Wechsel der Scheibe. Besonders ärgerlich, wenn das Werkzeug ohne Scheibe ausgehändigt wird.Julia Simon vom Nabu: „Nutzen statt besitzen hat als Geschäftsmodell großes Potenzial für Mensch und Umwelt. Ressourcen schonen zu wollen, muss aber Hand in Hand gehen mit niedrigschwelligen, einfach zu nutzenden Offerten der Anbieter.“