New York Als ein Zusammenschnitt seiner nunmehr 19 Grand-Slam-Siege über die Videoleinwände des Arthur-Ashe-Stadiums flimmerte, übermannten selbst den sonst so beherrschten Rafael Nadal die Gefühle. Tränen kullerten dem völlig abgekämpften Matador über die Wangen während „Rafa, Rafa“-Sprechchöre durch die mächtige Arena schallten. Der ganze Druck der fast fünfstündigen Final-Schlacht bei den US Open fiel in diesem Moment vom weinenden Superstar ab. „Das ist eine der emotionalsten Nächte meiner Tenniskarriere“, sagte der Spanier.
Vollkommen entkräftet war Nadal zuvor auf den Court der größten Tennisarena der Welt geplumpst, hatte alle Viere von sich gestreckt, nachdem er den beinahe unbeugsamen Russen Daniil Medwedew in epischen 4:50 Stunden mit 7:5, 6:3, 5:7, 4:6, 6:4 niedergekämpft hatte. Wie zwei Boxer nach einem schonungslosen Schlagabtausch fielen sich die Helden der Nacht anschließend in die Arme. Nadal hatte zwar seinen 19. Grand-Slam-Titel gewonnen, den vierten in New York, doch Gewinner waren beide.
„Er sagte mir, dass ich ein unglaublicher Spieler bin. Da habe ich ihm geantwortet, dass er auch ein unglaublicher Spieler ist“, erzählte Medwedew grinsend. Alles hatte auf einen klaren Sieg des großen Favoriten hingedeutet, mit zwei Sätzen und Break lag Nadal bereits vorne. Doch Medwedew steckte nie auf, wie zwei fehlerlose Ballmaschinen trieben sich die beiden Kontrahenten über den Platz, gaben keinen Ball verloren und rissen die Zuschauer von den Sitzen. „Ich musste einfach mein Herz auf dem Platz lassen, auch für sie“, sagte Medwedew.
Zwar vermochte auch der 23-Jährige trotz seines Comebacks die Dominanz der „Big Three“ Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic nicht zu durchbrechen. Seit Stan Wawrinka 2016 in New York triumphierte, gingen alle zwölf Major-Titel an das Trio der Superstars, seit 2004 sind es unglaubliche 54 von 64 möglichen. Doch der mutige Medwedew zeigte als erster Spieler der sogenannten Next Generation, zu der auch Alexander Zverev zählt, dass die Wachablösung naht.
„Er hat eine große Zukunft vor sich und wird bestimmt einige Grand-Slam-Turniere gewinnen“, sagte Nadal über den Russen, der nun auf Rang vier der Weltrangliste klettert. Doch vorne stehen eben immer noch die großen Drei.