Wardenburg /Haschenbrok Jugend-Europameisterin im zarten Alter von acht Jahren – in welcher Disziplin mag eine Drittklässlerin zu solch einem Titel von internationaler Güte gelangen? Die Antwort kennt in jedem Fall der Wardenburger Kaninchenzüchterverein, denn Cara Meyburg aus Haschenbrok (Gemeinde Großenkneten), eines seiner jüngsten Mitglieder, erlangte im dänischen Herning mit ihrer Zuchtgruppe aus vier Kaninchen der Rasse „Zwergwidder weiß Rotauge“ die meisten Punkten und damit Europameister-Ehren.
„Die Medaille habe ich noch gar nicht, die wird noch geschickt“, sagt Cara etwas enttäuscht. „Wegen eines Rechenfehlers hätte sie den Titel fast nicht gewonnen“, erklärt Vater Stefan Meyburg. Seit Oktober gebe es neue Standards und eine andere Punkteverteilung. Ein Preisrichter habe seine Bewertung nach den alten Vorgaben vorgenommen und dadurch ein falsches Ergebnis erzielt. Und als der Fehler aufgefallen sei, hatte der vermeintlich Erstplatzierte seine Medaille bereits mitgenommen.
Medaille nachgereicht
Selbst entgegengenommen hätte Cara ihr Edelmetall ohnehin nicht, denn ihre erfolgreichen Hoppler gewannen in Dänemark auch ganz ohne ihre Anwesenheit. „Es ist üblich, dass sich Vereine aus Zeit- und Kostengründen zusammentun und die Kaninchen mehrerer Züchter in einem Anhänger mitnehmen und dann auf einer Schau präsentieren“, sagt Stefan Meyburg, der selbst seit seinem zehnten Lebensjahr Kaninchen züchtet. „Mein Opa hatte Kaninchen und hat mich schon früh an dieses Hobby herangeführt“, erzählt der 35-jährige Metallbaumeister, der Cara und seinen Sohn Lucas (5) ebenfalls früh mit den kuscheligen Haustieren vertraut machte. „Es ist ein schönes Hobby, weil es alle drei zusammen machen können“, findet Caras Mutter Christina, die selbst zwar nicht züchtet, aber Mann und Kinder oftmals unterstützt.
Dass bei der Zuchtauswahl Papa Stefan seine Hände maßgeblich im Spiel hat, gibt die Achtjährige freimütig zu: „Das macht Papa.“ Aber es ist erlaubt, und der 35-Jährige, der selbst schon etliche Pokale, Plaketten und Medaillen gesammelt hat, weiß, dass das verantwortungsvolle Züchten gelernt sein will, um den Tieren nicht zu schaden.
Aber die Schülerin der Grundschule Sage kümmert sich sehr wohl um ihre schneeweißen Schlappohren mit den roten Knopfaugen: „Ich gebe ihnen Wasser und Futter und mache die Näpfe sauber“, versichert Cara. Zusammen mit den „Zöglingen“ des Vaters und des kleinen Bruders, die sich vornehmlich der Rasse „Sachsengold“ verschrieben haben, sind immerhin 70 Kaninchen zu versorgen.
„Am süßesten sind die Babys“, gibt Cara zu. Und so führe, wenn Freundinnen kämen. meist der erste Weg in den Kaninchenstall. Denn ins Haus dürfen die Tiere nicht. „Sie machen zu viel Dreck“, sagt Cara mit einem kurzen Blick zur Mama, die stumm nickt.
Tiere bleiben namenlos
Einen Namen bekomme keines der Tiere. „Weil es so viele sind“, meint die Jungzüchterin. Ihr Bruder Lucas kann es kaum erwarten, endlich sechs zu werden: „Dann darf ich auch in den Verein eintreten“, sagt der Fünfjährige freudestrahlend. Die Konkurrenz bei den Jungzüchtern dürfte gewarnt sein, denn: „Die beiden wollen dann eine Zuchtgemeinschaft gründen“, kündigt Vater Stefan an, der übrigens ebenfalls auf einen Europameister-Titel mit seinem „Sachsengold“ verweisen kann. Allerdings, so lacht er: „Damals war ich schon 23.“