Varel „Diese Tafel soll an die antisemitischen Verfolgungen in Varel erinnern, damit so etwas nie wieder passiert“, sagte Pastor Tom Oliver Brok vom Arbeitskreis „Juden in Varel“ jetzt bei der Einweihung der Gedenktafel zum Schicksal der Familie Schwabe im Dritten Reich. Aufgestellt wurde die Gedenktafel an der Langen Straße 18, an der noch die alte Villa der Familie Schwabe in Sichtweite zum ehemaligen Betriebsgelände ihrer Leder- und Treibriemenfabrik steht.
Tom Oliver Brok freut sich zwar über die bereits sechste Gedenktafel in Varel, für die er sich beim Stifter Matthias Brauer bedankte, brachte aber auch seine Sorgen zum Ausdruck: „Wenn man das Wahlergebnis in Thüringen sieht oder die Zunahme der hasserfüllten Rhetorik in den sozialen Medien, kann einem schon wieder angst und bange werden.“
Laut Volker Landig vom Gröschler-Haus in Jever würden sich junge Leute anscheinend nicht mehr besonders für die Judenverfolgung im Dritten Reich interessieren. Daher betonte er die Wichtigkeit von Gedenktafeln.
Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, der Tom Oliver Broks Sorge um die Demokratie teilt, machte außerdem darauf aufmerksam, dass die Geschichte der Familie Schwabe auch im Kontext der Stadtentwicklung sehr interessant sei.
Zum Aufstieg und zur Vertreibung der Familie erscheint am 9. Dezember das Buch „Die Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe in Varel (1861-1937)“ von Autor Holger Frerichs. Um speziell an die Gräueltaten der Nationalsozialisten in der Pogromnacht von 1938 zu erinnern, findet am Samstag, 9. November, um 18 Uhr unter dem Motto „Aus der Vergangenheit lernen. Wehret den Anfängen“ zudem ein Erinnerungsgang vom Lothar-Meyer-Gymnasium an der Moltkestraße zum Synagogendenkmal an der Osterstraße statt. Dort wird um 18.30 Uhr der Opfer gedacht.