Vechta /Langförden Ezatullah Hassani kam 2016 aus Afghanistan nach Deutschland. Nachdem er in Frankfurt gelandet war, verschlug es ihn nach Endel/Visbek und Goldenstedt. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) suchte in der Zeitung Pflegeeltern, die junge Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen waren, aufnehmen.
Beate Lübbe aus Langförden meldete sich und gab Ezatullah Hassani ein Dach über dem Kopf. Der damals 15-Jährige ging auf die Geschwister–Scholl-Schule in Vechta, lernte Deutsch und schaffte seinen Hauptschulabschluss. In Langförden kennt man sich – und der junge Mann fing eine Ausbildung als Mechatroniker bei Big Dutchman an, wechselte nach ein paar Monaten zum Metallbaubetrieb Diekmann.
Beim „Theater für Jedermann“ lernte er den Elektroingenieur und Softwareentwickler Franz-Bernd Schüßler kennen, der ehrenamtlich als Ausbildungsbegleiter für den Senior-Experten-Service junge Leute in ihrer Ausbildung begleitet. Er betreute den jungen Mann dreieinhalb Jahre. Der Metallbauer bestand die Gesellenprüfung und erhielt im Lehrbetrieb einen weiteren Arbeitsvertrag. Wie Ezatullah berichtet, habe er spätestens da verstanden, dass man auf dem Dorf besser lebe als in einer Großstadt. Er ist in der Feuerwehr, spielt Fußball und Theater. Und seine Pflegefamilie hat auch seinen ebenfalls aus Afghanistan stammenden Freund aufgenommen, der im Autohaus Anders eine Lehrstelle bekam.
Josef Stukenborg aus Vechta, Regionalkoordinator der Ausbildungsbegleitung, zeigte sich bei einem Besuch im Langförder Ausbildungsbetrieb erfreut über die erfolgreiche Begleitung. Er dankte dem Lehrbetrieb, dem Ausbildungsbegleiter Schüßler und der Pflegefamilie. Dabei stellte er auch die Tätigkeit der Ausbildungsbegleitung vor. „Mehr als 20 Prozent der Jugendlichen in Deutschland brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Senior Experten Service (SES) im Jahre 2008 die Initiative VerA gegründet“, so Stukenborg.
Kennzeichnend für VerA sei das Tandem-Modell: Um jeden Auszubildenden kümmere sich ein Senior Experte persönlich. Wichtige Hilfsbereiche seien Überforderung, Prüfungsangst, Familienprobleme und Unzufriedenheit mit der Berufswahl. Das spezielle an VerA sei, dass für die Auszubildenden und den Ausbildungsbetrieb keine Kosten entstünden und dass die Ausbildungsbegleiter die Berufswelt kennen.
Wie Stukenborg erklärte, sei seit Mitte 2015 VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) auch im Oldenburger Münsterland erfolgreich aktiv. Etwa 40 Senior Experten engagieren sich ehrenamtlich und begleiten junge Menschen als Ausbildungsbegleiter. 150 Anfragen auf eine Ausbildungsbegleitung seien bisher gestellt worden, und zur Zeit würden 40 Auszubildende begleitet. Die Nachfrage sei sehr hoch, so dass weitere Ausbildungsbegleiter dringend benötigt würden. Aus dem Kreis Vechta seien bisher 80 Anfragen auf eine Ausbildungsbegleitung gestellt worden. 25 Auszubildende würden zur Zeit begleitet. Fünf hätten in den vergangenen Wochen ihr Gesellenprüfung bestanden. Die Ausbildungsbegleitung werde für alle Jugendliche angeboten, die Zahl derer mit Migrationshintergrund habe allerdings zugenommen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.vera.ses-bonn.de. Interessenten können sich auch mit Regionalkoordinator Josef Stukenborg in Verbindung setzen: Telefon 0 44 41/ 8 87 69 22 oder 0160/90156065, E-Mail oldenburg@vera.ses-bonn.de.