Einswarden Es ist zum Verzweifeln. Karl Krebs wäre so gerne ein Pirat. Deshalb sieht man ihn auch selten ohne seinen Säbel. Er würde gerne als Sir Henry Morgan angesprochen werden. Aber da spielen seine Mitbewohner nicht mit. Karl – alias Jordis Morten Leibecke – ist und bleibt ein Krebs. Aber das ist ja auch nicht das Schlechteste, wenn man in einer so netten Gesellschaft lebt. Gemeinsam mit Molchen, Storchen, Wasserläufern und allerlei weiterem Getier wohnt er an einem hübschen Tümpel: „Am Mühlenteich“ – so heißt auch das Musical, dass die Viertklässler der Grundschule Einswarden aufführen wollen: an diesem Donnerstag ab 19 Uhr und am Freitag ab 10 Uhr in der Turnhalle Einswarden.
23 Schüler bereiten sich schon seit Ostern auf ihren großen Auftritt vor. Da ist zum Beispiel Samira Reinholdt. Sie spielt Schildi, die Schildkröte. Mit einem schicken, plüschigen Schildkrötenpanzer auf dem Rücken tanzt und singt sie auf der Bühne. „Ich musste eine Woche den Text üben“, erzählt die Neunjährige.
Schüler werden gefordert
Susanne Segelken, die gemeinsam mit der Theater-Pädagogin Connie Howell aus Butjadingen die junge Darstellerriege auf ihren Auftritt vorbereitet, fordert ihre Schüler. „Keiner muss perfekt sein“, sagt die Lehrerin, „aber jeder soll sein Bestes geben.“ Susanne Segelken, legt großen Wert darauf, dass jedes Kind eine wichtige Rolle spielt. „Es gibt keine Doppelbesetzung. Jeder Einzelne trägt das Musical mit seiner Eigenart und mit seinem Talent.“
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Die Kinder lernen auf diese Weise, dass sie große Verantwortung tragen. Sie werden gefordert. Die Erfahrung zeigt, wie sehr die Schüler an ihrer Aufgabe wachsen. Schon zum vierten Mal bereitet Susanne Segelken eine Klasse auf eine große Musicalaufführung vor. Und es gab immer donnernden Applaus. „Es ist schön zu sehen, wie stolz die Kinder sind, wenn sie es geschafft haben und wie viel Selbstbewusstsein sie daraus ziehen.“
Ihr selbst macht die Aufgabe großen Spaß. „So lernt man die Schüler auch einmal auf eine andere Weise kennen.“ Gleichwohl sind die Vorbereitungen für alle Beteiligten anstrengend – auch für Susanne Segelken. Schließlich muss sie Schüler mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in die Gruppe integrieren, unter anderem auch drei Flüchtlingskinder, die kaum Deutsch sprechen. Sie kommen aus dem Irak, Serbien und Rumänien.
Susanne Segelken hat die Erfahrung gemacht, dass die gemeinsame Arbeit an einem solchen Projekt die Schüler zusammenschweißt. „Natürlich gibt es auch mal Streit“, sagt sie. Aber es überwiegt der Teamgeist. „Die Kinder unterstützen sich gegenseitig und bringen viel Empathie füreinander auf.“
Das Stück hat Connie Howell geschrieben. Das Publikum erlebt einen Tag am Mühlenteich – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Die Tiere verstehen sich hier bestens, sind gut drauf. Nur Henning Hecht ist manchmal schlecht gelaunt. Interessant wird’s am Mühlenteich, als fremde Wesen auftauchen. Es sind Enten. Die kannten Schildi, Henning Hecht und Karl Krebs bisher noch gar nicht.
Die Viertklässler üben seit Montag jeden Tag in der Turnhalle. Und sie haben darüber hinaus auch bei allen anderen Aufgaben, die zu einer Theateraufführung dazugehören, fleißig mitgeholfen. Sie haben Plakate und Einladungskarten gemalt, Requisiten gestaltet, beim Bühnenbau mit angepackt. Und sie haben hinter die Kulissen des Stadttheaters Bremerhaven geschaut, um zu sehen, wie die Profis arbeiten. Auch zur Finanzierung des Theaterstücks haben sie ihren Teil beigetragen. Bei einem Sponsorenlauf haben die Kinder Geld gesammelt.
Lampenfieber steigt
Natürlich steigt das Lampenfieber bei den Schülern, je näher die Aufführung rückt. Aber auch das gehört dazu. „Die Kinder müssen lernen, mit ihrer Aufregung umzugehen“, sagt Susanne Segelken. Die Lehrerin ist überzeugt davon, dass sie das hinbekommen, wenn sie an diesem Donnerstag erstmals im Rampenlicht stehen.