LEMWERDER Wenn das Schuljahr zu Ende ist und ein letztes Mal die Zeugnisse verteilt wurden, wird die Grundschule West in Lemwerder ihren Betrieb für immer einstellen. Bevor jedoch die Türen am 20. Juli endgültig geschlossen werden, feierten am Wochenende allen, die sich mit der Schule verbunden fühlen, ein buntes Abschiedsfest.
„Alte Schule, altes Haus – neue Schule, neues Glück“ hieß es in dem Lied, dass Lehrerin Uta Tolck mit den Schülern für die Abschiedsfeier einstudiert hatte und mit dem die vielen Gäste am Vormittag begrüßt wurden. Für die Art und Weise, mit der die „unerfreuliche Situation“ gehandhabt werde, dankten Bürgermeister Hans-Joachim Beckmann sowie auch Gisela Bier-Wißmann, Fachdezernentin der Landesschulbehörde. Der demografische Wandel lasse keine andere Wahl als die Schulschließung.
Karin Focke hatte erst vor drei Jahren die Leitung der kleinen Schule übernommen, in der momentan noch 55 Kinder unterrichtet werden. Während die Viertklässler weiterführende Schulen besuchen, müssen sich die drei anderen Jahrgänge auf die Grundschulen Mitte und Deichshausen verteilen. Auch Karin Focke wird im nächsten Schuljahr an die Grundschule Mitte wechseln. Ihre Kolleginnen seien an Schulen in der Wesermarsch untergebracht, erklärte die Pädagogin.
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Für traurige Gedanken war auf der abwechslungsreichen Abschiedsfeier jedoch kaum Zeit. Neben Gesang und Tänzen sorgten Airbrush-Tattoos, Seifenblasen, eine Ballkanone und eine Rollbahn für Spaß auf dem Schulhof.
Wie verbunden sich die westlichen Lemwerderaner mit ihrer Grundschule fühlen, zeigte sich dann eindrucksvoll am Nachmittag. Unzählige Menschen aus drei Generationen schwelgten bis zum Abend in Erinnerungen. Viele hatten alte Poesiealben oder Zeugnisse mitgebracht.
Auf den Schulfluren sorgte Axel Kaufmann mit vielen alten Fotos und Dokumenten für dichtes Gedränge. Von 1955 bis 1964 besuchte Kaufmann die ehemalige Volksschule. Er hatte alles zusammengetragen, was er über die fast 60-jährige Schulgeschichte finden konnte.
„Unser damaliger Schulleiter Erich Luko hat vorhergesagt, dass ich eines Tages Detlef heiraten werde“, lachte Anja Schwanewede, geborene Mielke, die zu den Ehemaligen der Schule zählt. Seit 34 Jahren ist sie tatsächlich mit dem einstigen Schulfreund vermählt. Groß war dann die Freude, als sie gemeinsam mit Schulfreundin Hannelie Hinz in einem Regal der Bücherei ihre alten „Jim Knopf“-Lesebücher wiederentdeckte.
Auch wenn die Schulschließung als Anlass eigentlich traurig war, bescherte sie in diesem Fall ein feierliches und nicht alltägliches Wiedersehen von Menschen aus sechs Jahrzehnten.