Nordenham Eigentlich wollte Ömer Yakub Sayan ein Stück auf seinem E-Piano spielen. Aber der Transport des Instruments wäre dann doch etwas zu aufwendig gewesen. Deshalb schrieb er kurzfristig ein Gedicht und trug es vor, als sich der Vorstand des Weser-Bildungsvereins am Montag in seinen Vereinsräumen an der Deichgräfenstraße mit Vertretern der Grünen traf. Die Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag, Anja Piel, und der Grünen-Kandidat für die bevorstehende Landtagswahl, Dragos Pancescu, waren von dem Vortrag des 15-jährigen Nordenhamers begeistert. Spontan lud Anja Piel den Schüler des Gymnasiums zum Tag der Hausmusik ein, den die Grünen-Fraktion am 13. November in Hannover veranstaltet.
Der kulturelle Beitrag stand nicht im Mittelpunkt des Treffens. Aber der 15-Jährige ist ein gutes Beispiel für die Arbeit, die der Weser-Bildungsverein seit seiner Gründung im Jahre 2009 leistet. Ömer Yakub Sayan hat als Grundschüler selbst am Nachhilfeunterricht des Vereins teilgenommen. Ahmet Akdogan erinnert sich noch gut daran, dass er eine Empfehlung für die Realschule bekam. Seine Nachhilfelehrer im Weser-Bildungsverein sahen das anders, sahen ihn eher auf dem Gymnasium. Dort besucht der Nordenhamer inzwischen die zehnte Klasse. Er spielt Klavier und hat in diesem Jahr beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ den zweiten Platz erreicht.
Seiten gewechselt
Dem Weser-Bildungsverein ist Ömer Yakub Sayan treu geblieben. Aber er hat die Seiten gewechselt. Inzwischen ist er nicht mehr Nachhilfeschüler, sondern Nachhilfelehrer. Er unterrichtet zwei Mädchen aus Afghanistan, die mit ihren Familien nach Deutschland geflohen sind. Und darüber hinaus hilft er ihnen, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. „Zuletzt waren wir zusammen in der Bücherei und in der Eisdiele“, berichtet der 15-Jährige.
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Nach den Worten von Ahmet Akdogan, der für die Grünen im Nordenhamer Stadtrat sitzt, hat der Weser-Bildungsverein zurzeit 50 Schüler, darunter auch viele deutsche Kinder. Nachhilfe bekommen sie vor allem in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Den Unterricht geben überwiegend pensionierte Lehrer. Und er geht weit über die Nachhilfe hinaus. Es geht auch um Hilfestellung bei der Alltagsbewältigung. Gerade für Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahren vermehrt dazugekommen sind, ist diese Unterstützung sehr wichtig.
Der Unterricht findet in kleinen Gruppen statt. Die Lehrkräfte arbeiten ehrenamtlich. Sie bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung. Nach den Worten von Ahmet Akdogan kann der Verein jederzeit weitere Lehrkräfte gebrauchen. Wer Interesse hat, kann sich unter Telefon 3909872 an den Verein wenden.
Wertvolle Arbeit
Anja Piel machte bei ihrem Besuch deutlich, dass der Weser-Bildungsverein eine wertvolle Arbeit leistet – gerade für Familien, die sich die Nachhilfe bei kommerziellen Anbietern nicht leisten könnten. Dragos Pancescu versprach, sich dafür einzusetzen, dass Ehrenamt zu stärken. Anja Piel ergänzte, dass dies nicht nur mit schönen Sonntagsreden geschehen soll, sondern mit finanzieller Unterstützung.
Für den Nordenhamer Grünen-Ratsherren Mario Kauschmann ist die Arbeit des Weser-Bildungsvereins auch deshalb wichtig, weil neben der Sprache auch kulturelle Werte vermittelt werden. Als Beispiel nannte er die Gleichberechtigung der Frauen, die in einigen Herkunftsländern der Flüchtlinge keine Selbstverständlichkeit ist.
www.weserbildungsverein.de