NORDENHAM Der tragische Verkehrsunfall im westfälischen Menden, bei dem ein 79-Jähriger mit seinem Auto zwei Menschen getötet und mehr als 50 weitere zum Teil schwer verletzt hatte, hat unter Politikern und Verkehrsexperten zu heftigen Diskussion geführt. Vorschläge der Grünen und der Partie Die Linke, Tauglichkeitsprüfungen für betagte Autofahrer einzuführen, stoßen auf heftigen Widerstand.
Verpflichtende Fahrtests für Senioren lehnt auch Menno Jelten, der Vorsitzende der Senioren-Union in Nordenham, ab. Der 75-Jährige weist darauf hin, dass Autofahrer im Seniorenalter nicht häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt sind als andere Altersgruppen. Menno Jelten hält es aber für sinnvoll, dass Senioren Gesundheitstests absolvieren, wenn von ärztlicher Seite begründete Bedenken gegen die Fahrtauglichkeit vorliegen.
Routiniers am Lenkrad
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Der 75-Jährige ist überzeugt davon, dass ältere Menschen nicht schlechter Auto fahren als jüngere. Die Routine im Straßenverkehr sei ein ganz wesentlicher Pluspunkt. Außerdem weist Menno Jelten darauf hin, dass sich viele Autofahrer mit zunehmendem Alter vorsichtiger im Straßenverkehr verhalten. „Früher war ich auf der Autobahn mit 160 Stundenkilometern unterwegs. Heute fahre ich 140, maximal 150“, sagt der Vorsitzende der Senioren-Union. Bei Regen oder bei Dunkelheit fahre er nur noch, wenn es sich nicht vermeiden lasse, fügt er hinzu. „Wenn Regen und Dunkelheit zusammenkommen, lasse ich mein Auto in jedem Fall stehen.“
Der Vorsitzende der Nordenhamer Verkehrswacht, Gerold Jürgens, hält ebenfalls nicht viel von Fahrprüfungen für Senioren. „Ich glaube auch nicht, dass die Politik solche Prüfungen einführen wird. Schließlich sind die Älteren ganz wichtige Kunden der Automobilbranche.“ Allerdings hält Gerold Jürgens Sehtests und eventuelle Gesundheitschecks durchaus für sinnvoll.
Alle fünf Jahre zum Arzt
Und das sieht auch der Fahrlehrer Otto Fegter aus Einswarden so: „Ich bin unbedingt dafür, dass verpflichtende Gesundheitschecks eingeführt werden, so wie es bei Lkw-Fahrern ab 50 Jahre üblich ist.“ Die müssen sich alle fünf Jahre einem solchen Test unterziehen. Nach Meinung von Otto Fegter müssten bei den Gesundheitschecks für betagte Autofahrer zum Beispiel das Seh- und das Reaktionsvermögen überprüft werden. Spätestens ab einem Alter von 70 Jahren sollten solche Tests zur Pflicht werden.
Von verpflichtenden Fahrprüfungen im hohen Alter hält Otto Fegter dagegen nichts, „auch wenn ich als Fahrlehrer davon profitieren würde.“ Einem 65-Jährigen, der seit vielen Jahrzehnten keine Prüfung mehr absolviert hat, sei das nicht zuzumuten. Der Fahrlehrer vermutet, dass viele Ältere dann lieber auf das Autofahren verzichten würden. Aber gerade für ältere Menschen sei die individuelle Mobilität ein ganz wichtiges Stück Lebensqualität.