Wehrder Es klingt nach einer Provinzposse, aber zum Lachen ist allen Beteiligten wohl eher nicht zumute: Am Mittwochabend will Dr. Lothar Wehn eine Patientin in Berne besuchen, doch zwei rot-weiße Baken auf der Straße an seinem Grundstück versperren ihm den Weg.
Aufgestellt wurden die Absperrbaken von der Wegegenossenschaft, der diese kleine Straße gehört. Sie sind nicht als Hindernis für den Hausarzt gedacht, sondern sollen Passanten vor herabfallenden Ästen schützen – von Bäumen, die auf dem Grundstück von Dr. Wehn stehen.
Der Mediziner ist bereits vor geraumer Zeit von der Gemeinde Berne aufgefordert worden, so genanntes Totholz aus den Bäumen zu entfernen. Dies habe er im Oktober auch vorgehabt, sagt Wehn beim Ortstermin mit der NWZ . Doch dann sei plötzlich eine besondere Gefährdung durch einen losen Ast festgestellt und die sofortige Beseitigung gefordert worden. Als er darauf nicht sofort reagiert habe („hier kommt doch sowieso niemand lang“), sei ihm mit Sperrung des Weges gedroht worden. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht.
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Der Mediziner findet das Vorgehen überzogen und bittet Cord Hartjen, Vorsteher des I. Oldenburgischen Deichbandes, um Hilfe. Der Deichband ist ebenfalls Mitglied in dieser Wegegenossenschaft. Doch Hartjen kann die Sperrung nachvollziehen: „Es handelt sich um einen öffentlichen Weg, der Baumbesitzer ist also verantwortlich für die Verkehrssicherungspflicht. Wenn er dieser nicht nachkommt, können auch Zwangsmaßnahmen notwendig sein.“
Michael Heibült, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Gemeindeverwaltung, teilt diese Einschätzung: „Ich mag mir nicht ausmalen, wenn der Äst jemandem auf den Kopf fällt.“ Im Übrigen sei die Gemeinde Ordnungsbehörde: „Wenn wir eine Gefahr sehen, dann dürfen wir sie nicht ignorieren.“ Dies gelte überall im Gemeindegebiet und für alle Bürger.
Heibült betont, dass die Sperrung des Weges „in eigener Zuständigkeit“ der Wegegenossenschaft erfolgt sei. Die Gemeinde habe lediglich als „Amtshilfe“ die Absperrbaken zur Verfügung gestellt.
Ob die Baken tatsächlich so aufgestellt wurden, dass die Zufahrt zum Grundstück nicht möglich war, sei nicht mehr zu klären. Die Baken seien jedenfalls „mehrmals hin und her gestellt worden“.
Darüber hinaus verweist Michael Heibült darauf, dass es zwei Zufahrten zum Grundstück gibt.
Dr. Lothar Wehn bestätigt, dass er in Absprache mit der Polizei eine Bake zur Seite gestellt hat, um zu seiner Patientin fahren zu können. Er ist überzeugt davon, dass die Sperrung eine Reaktion auf eine kritische Anmerkung zur Gemeinde von ihm in der NWZ ist. Damit der Streit aber nicht weiter eskaliert, soll an diesem Freitag der notwendige Baumbeschnitt erfolgen.