Berne Durch eine niedrige Tür geht es hinein. Sobald das Licht an ist, sieht man die alten Dachbalken, die Luft ist staubig. In der Mitte des Raumes wölben sich drei Hügel aus Mauerwerk – so sieht das Kirchengewölbe der St.-Aegidius-Kirche von oben betrachtet aus. Hier, auf dem „Dachboden“ der Kirche, soll in den nächsten Monaten kräftig aufgeräumt werden.
„Die Handwerker aus den letzten Jahrhunderten haben hier oben den Schutt in den Zwickeln des Gewölbes abgeladen“, erklärt Architekt Artur Saathoff, Projektleiter für das Architekturbüro Angelis & Partner. Ein Zwickel, das meint hier den Trichter, der entsteht, wenn die Gewölbedecke sich nach oben aufschwingt.
Spannender Schutt
„Wir sind gespannt, was wir in den Zwickeln finden werden“, meint Saathoff. Denn je tiefer sie ausgeräumt werden, umso älter sind die Materialien, die man dort finden kann. Das könnte beim Baujahr der Kirche um das Jahr 1234 interessant werden.
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Und über dem Gewölbe der Kirche wartet noch eine weitere Aufgabe: Am Dachstuhl müssen einige Holzbalken ausgebessert werden. Hier kann man Wasserschäden aus früheren Zeiten gut an schwarz verfärbten Stellen erkennen. An der Außenfassade kommt dann noch die Restaurierung des Mauerwerks hinzu sowie die Reparatur der Fenster. Erneuert und verbessert werden soll außerdem der Blitzschutz für die Kirche – bisher gibt es einen Blitzableiter nur für den Turm.
Im Innern geht es weiter
Insgesamt wird die Sanierung der Berner Kirche voraussichtlich bis zum 15. Dezember dauern. Sieben Handwerksfirmen sind daran beteiligt. Die Baukosten belaufen sich auf 425 000 Euro, aufgeteilt auf EU-Mittel, Landesmittel, Gelder aus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die Bingo-Umweltstiftung und Kirchenmittel. „Ziel der Restaurierungsmaßnahmen ist es, eine denkmalgerechte, nachhaltige und bestandssichere Nutzung zu erreichen“, erklärt Saathoff. Und wenn die Baugerüste außen wieder abgebaut werden, soll es im Inneren der Kirche weitergehen. Dafür laufen die Planungen bereits jetzt. Ab Mai 2020 wird das Gotteshaus am Breithof dann für ein Jahr geschlossen werden.
Bereits um das Jahr 1057 wird im Stedinger Land urkundlich ein Kirchenbau erwähnt. Die Kirche war das geistige Zentrum, aber auch Zufluchtsort bei Sturmfluten. Noch heute steht die St.-Aegidius-Kirche auf einer Wurt. Wie der erste Kirchenbau und ein nachfolgendes Gebäude aussahen, ist nicht überliefert.
Nach dem Sieg über die aufständischen Stedinger Bauern im Jahr 1234 ließ der Bremer Erzbischof Gerhard II eine neue Kirche am heutigen Breithof bauen. Als ein Siegerdenkmal gedacht, fällt das Gebäude groß und repräsentativ aus: Es entsteht eine dreischiffige gotische Kirche mit drei quergestellten Satteldächern.
In den folgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Veränderungen an der Kirche vorgenommen. Vor allem der Turm erwies sich als anfällig. In den Jahren 1412, 1525 und 1625 reißt ein Sturm die Spitze ab. Sie war den Winden in der Region nicht gewachsen. Heute sind dort Stahlbeton und -anker eingezogen. 1450 kommt es zu einem Brand im Chor, im 16. Jahrhundert stürzt das Gewölbe ein. Die heutige Bemalung in der Kirche stammt noch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
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