FRIEDRICH-AUGUST-HüTTE Pistolenschüsse, Messerattacken, handfestes Gerangel und wüste Intrigen – von den Plattdüütschen sind die Zuschauer anderes gewohnt. Das neue Stück, mit dem die Niederdeutsche Bühne Nordenham am Donnerstagabend Premiere feiert, fällt aus dem Rahmen. Eine Art „Tatort“ up platt bekommen die 80 Besucher im Kasino Friedrich-August-Hütte geboten. Ein Stück ohne die üblichen Kalauer und Schenkelklopfer. Kann das funktionieren? Die Zuschauer geben nach über zwei Stunden mit ihrem Applaus die Antwort: Es funktioniert.
Verzweifelter Ehemann
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Michael Kollmann. Harald Kaminski spielt den frisch verheirateten und völlig verzweifelten Ehemann so eindrucksvoll, dass der Zuschauer mit ihm mitleidet. Kollmanns Ehefrau ist verschwunden. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, taucht eine Fremde (Andrea Thormählen) im Ferienhaus auf. Sie behauptet, Lisa zu sein. Pastor Martens (Lutz Bode) und die Krankenschwester Inge Bertram (Silvia Schmertmann) bestätigen das. Kein Wunder, dass Michael Kollmann die Fassung verliert. Er hat die angebliche Lisa noch nie gesehen, wittert eine große Verschwörung. Unruhig durchkreuzt er immer wieder das schmucke holzvertäfelte Domizil, tröstet sich mit Whisky und setzt alle Hoffnungen auf Kommissarin Knudsen (Heidrun Winter). Mit ihrem Trenchcoat erinnert sie ein wenig an den guten alten Colombo, allerdings ohne den augenzwinkernden Humor des legendären TV-Ermittlers. Ernsthaft und energisch versucht sie, den rätselhaften Fall zu lösen. Ein Landstreicher könnte Klarheit bringen: Paul Brinkmann (Reiner Böning) soll als Trauzeuge bei Kollmanns Hochzeit gewesen sein. Aber bevor er Klarheit in den mysteriösen Fall bringen kann, wird er von einer Kugel getroffen.
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Das Publikum tappt lange Zeit im Dunkel. Ist die Fremde in Kollmanns Haus tatsächlich die vermisste Ehefrau? Was hat es mit der Nachricht über eine üppige Erbschaft auf sich? Irgendjemand spielt ein falsches Spiel, aber wer? Diese Fragen halten die Spannung aufrecht bis zum überraschenden Finale und trösten den Zuschauer auch über Längen im zweiten Akt hinweg, dem eine dramaturgische Verdichtung gut getan hätte.
Großartige Leistung
Die Leistung der Darsteller ist großartig. Andrea Thormählen mimt das hinterlistige Weibsstück mir Bravour. Reiner Böning ist die Rolle des lebenslustigen Tippelbruders wie auf den Leib geschrieben. Heidi Winter überzeugt als konsequente Ermittlerin. Und auch die anderen Darsteller machen ihre Sache hervorragend.
Gudrun Oeltjen-Hinrichs (Regie), Sylke Rautzenberg (Regieassistenz), Elke Puhl (Inspizienz), Edith Dierksen (Souffleuse), Georg Modersitzki, Alexander Cleve, Manfred Scherotzki, Gerold Heinen und Werner Scholz (Bühnenbau), Erwin Heidemann (Bühnenmalerei), Almut Kowalski (Kostüme, Requisite), Angelika Fensch und Sylke Rautzenberg (Maske, Frisuren), Detlef Jansen, Rolf Puhl und Kevin Heimbucher (Technik).
Nach der Premiere wird das Stück „Wat is mit Lisa?“ noch neunmal im Kasino FAH aufgeführt. Abendvorstellungen (Beginn: 20 Uhr) sind am 27., 28. und 31. März sowie am 8., 9., 15. und 17. April. Nachmittagsaufführungen (Beginn: 15 Uhr) sind am 10. und 11. April. Karten gibt es im Vorverkauf in der NWZ -Geschäftsstelle an der Bahnhofstraße 31.
Ihre Premiere feiert in dieser Aufführungsstaffel die neue Jugendgruppe des Theatervereins, „Tusculum“. Am 27. März sowie am 9., 10., 11. und 17. April führen die Jugendlichen im Vorprogramm einige Sketche auf.