NORDENHAM Wie alt ist das älteste Gesetzbuch Butjadingens? Wer war der erste Bürgermeister von Nordenham? Und wann hat sich Kronos Titan angesiedelt? Wer auf Fragen wie diese als Antwort nicht nur einen Namen oder eine Jahreszahl erwartet, ist im Archiv des Rüstringer Heimatbundes genau richtig.
Sieben Ehrenamtliche
Hier wird die Geschichte der nördlichen Wesermarsch nicht nur aufbewahrt, sondern auch für jedermann zugänglich gemacht. Das ist eine unerschöpfliche Arbeit, die von sieben Männern ehrenamtlich geleistet wird. Die Stadt wäre finanziell außerstande, eine solche Leistung zu bezahlen. Doch sie stellt die Räume zur Verfügung, ohne die diese Arbeit nicht geleistet werden könnte.
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Seit dem 28. Februar 2005 ist das Archiv im Haus Schulstraße 12 auf zwei Stockwerken untergebracht. In diesem um 1900 errichteten Erweiterungsbau der alten Südschule heute: Museum Nordenham arbeiten der Archivleiter Wolfgang Engelhardt und seine Mitarbeiter Heddo Peters, Rudolf Lüerßen, Otto Thies, Adolf Liebert, Günter Spandick und Dieter Winkler allesamt Rentner. Aber wer hätte sonst die Zeit?
Die Archivierung von Dokumenten aus der Geschichte und über die Geschichte war die zentrale Aufgabe des Rüstringer Heimatbundes bei seiner Gründung 1892. Der Marschendichter Hermann Allmers (1821 bis 1902), der den Anstoß zur Gründung des Heimatbundes gegeben hatte, lieferte einen Motivationsschub für die Archivarbeit mit, der heute noch zu sehen ist: einen wertvollen Bauernschrank. Er sollte die Sitzungsprotokolle des Vorstandes und andere wichtige Dokumente aufnehmen.
Der Schrank stand im Rüstringer Zimmer der Friedeburg, in der Gewerbeschule an der Jahnstraße, im Keller des Rathauses und schließlich im Museum. Heute ziert er das Arbeitszimmer von Wolfgang Engelhardt (inzwischen 88) und Heddo Peters.
Dass er nicht einmal mehr für einen winzigen Bruchteil des Archivs ausreicht, ist wesentlich Wolfgang Engelhardt zu verdanken. Er wollte Mitte der 80er-Jahre die Geschichte von Felten & Guilleaume aufschreiben des Unternehmens, für das er in leitender Position tätig gewesen war. Doch wen er auch nach Unterlagen fragte, die Antwort war immer die gleiche: Das steht alles bei Krüger. Aber wo stand Krüger?
Engelhardt forschte in Zeitungsarchiven und im Oldenburger Staatsarchiv nach Artikeln von Eduard Krüger. Dabei musste er viel blättern und suchen. Ein Archivar sagte: Sie brauchen ein Findbuch. Engelhardt verfasste eins. In jahrelanger Arbeit notierte er, wo welcher Artikel von Krüger zu finden ist. Im Februar 1990 hatte er ein 378 DIN-A4-Seiten starkes gebundenes Buch in Händen und das enthielt nur Hinweise auf Krügers Nachlass im Staatsarchiv.
Die Augen leuchten
Als Engelhardt dem damaligen Heimatbund-Vorsitzenden Enno Hansing das Findbuch zeigte, begannen dessen Augen zu leuchten: Können Sie das auch für uns machen? Engelhardt konnte. Und er warb Helfer an, die auch konnten. Inzwischen sind die Findbücher in Hermann Allmers altem Schrank auf einen Meter Breite angewachsen.
Erst das Findbuch macht das Archiv zum Archiv, sagt Heddo Peters. Sonst ist es nur eine Sammlung.
Das Archiv beherbergt eine große Bücherei das älteste Buch ist Hermann Hamelmanns Oldenburgische Chronik, gedruckt 1599 , rund 200 Familiennachlässe vom Hofarchiv Francksen in Ruhwarden bis zum Hofarchiv Töllner in Heuberg bei Esenshamm , persönliche Nachlässe vom Olympiasieger Georg Lammers bis zum Vogelkundler Erich Erdmann , Unternehmensarchive, einen Teil des Archivs der Stadt Nordenham und der Gemeinde Butjadingen sowie ein Pressearchiv von der Butjadinger Zeitung bis zum Spiegel. Und alles ist zugänglich.