Nordenham Während der Ehrung der Sportler des Jahres 2016 in der Wesermarsch am Dienstagabend knisterte es vor Spannung. Drei Fragen sollten beantwortet werden: Wer wird Sportler des Jahres? Wer wird die Sportlerin des Jahres? Und welches Team verlässt die Bühne der Nordenhamer Jahnhalle als Mannschaft des Jahres?
Doch bevor die Spannung zu groß wird, benötigen Sportlerinnen und Sportler schon mal eine kleine Abwechslung. Die Mädchen der Ellwürder Jugendtanzgruppe „Golden Girls“ nahmen die zahlreichen Gäste und Nominierten deshalb zwei Mal mit auf eine Reise durch die Zeit: Verkleidet als Kleopatra verzückten sie die Zuschauer zwischen den Ehrungen mit ihren Tänzen.
* Die Mädchen von Übungsleiterin Annika Neuhaus beeindruckten auch die beiden Moderatoren des Abends: Norbert Hartfil, Leiter der NWZ-Redaktion Nordenham, animierte seinen Kollegen Detlef Glückselig zu einer spontanen – und durchaus gelungenen – Tanzeinlage. An die Choreagraphie der „Golden Girls“ kamen sie indes nicht heran.
* Derweil erfuhren die Gäste und Athleten immer wieder Erstaunliches, wenn die nominierten Sportlerinnen und Sportler auf der Bühne über ihre Leistungen sprachen und auch Persönliches preisgaben. Leichtathletin Rebbecca Christen sorgte für hochgezogene Augenbrauen, als sie begründete, warum ihre Lieblingsdisziplin im Fünfkampf der abschließende 800-Meter-Lauf sei. „Man muss noch mal richtig beißen, alles aus sich herausholen und kann noch etwas erreichen, womit man vorher nicht gerechnet hat.“ So spricht eine echte Wettkämpferin.
* Auch Wurfscheibenschützen Christin Hilmer gab einen Einblick in ihre Sportart. Sie erklärte, warum es gar nicht entscheidend ist, besonders reaktionsschnell zu sein. „Viel wichtiger ist die Nervenstärke“, sagte die Studentin aus Rodenkirchen. Und zielen dürfe man eh nicht. Wer hätte das gewusst?
* Die seit 1993 an Multiple Sklerose erkrankte Paradressurreiterin Silvia Logemann erzählte, dass ihr nächstes großes Ziel die Teilnahme an der Europameisterschaft in Göteborg sei. Allerdings seien ihre Chancen gering, meinte sie bescheiden. Doch ihr Lächeln verriet, dass sie sich der Herausforderung mit großem Kampfgeist stellen wird.
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Die beiden jüngsten nominierten Sportlerinnen wirkten während der Vorstellung auf der Bühne wie Profis. Die große Kulisse machte ihnen nichts aus. Die 13-jährige Reiterin Sophia Böttcher stellte klar, dass sie nicht Namensgeberin ihres Erfolgspferdes „Haribo Colorado“ gewesen ist, irgendwann als Hörgeräteakustikerin arbeiten möchte und sich in diesem Jahr eher auf die Dressur konzentrieren will, „obwohl ich eigentlich eher eine Springreiterin bin“. Und die neue Sportlerin des Jahres, die zwölfjährige Jule Wachtendorf, klärte das Publikum darüber auf, dass sie sich nicht nur auf ihre Spezialdisziplin, den Sprint, konzentriere. Sie versuche, in allen Disziplinen voranzukommen. Auch im Kugelstoßen.
* Der neue Sportler des Jahres ist Keno Filzmoser. Und der 16-jährige Ausnahmeturner zeigte diplomatisches Geschick, als er auf die Frage antworten sollte, wie es denn sei, wenn ein Sportler von seinem Großvater trainiert werde. „Es ist anders“, sagte er. „Es hat seine Vor- und Nachteile.“ Auch Trainer und Opa Wolfgang Stelling konnte sich da ein Lachen nicht verkneifen.
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Was es bedeutet, mit einem Blankbogen zu schießen, veranschaulichte Dieter Wagner in ganz einfachen Worten. „Ich schieße ohne Visier – wie die Indianer“, sagte er. Und als er bestätigte, dass er es sich durchaus zutraue dem Moderatoren Glückselig einen Apfel aus 18 Metern vom Kopf zu schießen, staunten die Anwesenden nicht schlecht.
* Frank Minge und Bernhard Skupin berichteten, dass sie sich schon wieder auf neue Herausforderungen einstellen. Leichtathlet Minge steckt in den Vorbereitungen für die Deutsche Meisterschaft im Halbmarathon. In der Altersklasse M 50 will er sich „um Rang zehn herum“ platzieren. Und Basketballer Bernhard Skupin nimmt mit der Deutschen Ü-65-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Italien in Angriff. Dort gelte die Devise „Dabeisein ist alles“.
* Der Zweitplatzierte der Sportlerwahl, Jonas Schüler, hatte Pech: Er musste sich auf eine wichtige Klausur vorbereiten und deshalb seine Teilnahme an der Ehrung absagen. Stattdessen nahm sein Vater Wolfgang die Auszeichnung entgegen. „Jonas wäre gerne hier gewesen“, sagte Schüler.
Auch die Ausnahmekegler Thomas Rudolph und Jörn Cordes waren verhindert. Die Sportler vom Verein Nordenhamer Sportkegler haben trotz ihrer Erfolge noch lange nicht genug und wollen auch in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften für Furore sorgen.
* Das machen die Handballer des Elsflether TB in der Oberliga nun auch schon seit einiger Zeit. In dieser Saison haben sie jedoch einige Probleme, nicht zuletzt wegen ihres großen Verletzungspechs. „Deshalb sind nur die Invaliden zur Ehrung gekommen“, sagte Ausnahmekönner Ruven Rußler trocken. „Alle anderen müssen fleißig trainieren.“ Bemerkenswert: Die vier am Dienstag in Nordenham anwesenden ETB-Spieler plagen sich allesamt mit Schulterverletzungen herum.
* Christopher Brandau, Mannschaftskapitän der Tennisspieler des TK Nordenham, veranschaulichte den Gästen eindrucksvoll, was es überhaupt bedeutet, in der Landesliga um Punkte zu kämpfen. Während sich die Konkurrenz oftmals Spieler leiste, die bezahlt würden, müssten die TKN-Spieler zahlen, um spielen zu können, sagte er. Deshalb bedankte er sich im Namen des Teams bei seinem Vater Karl, ohne dessen Beziehungen und Einsatz es nicht möglich sei, Tennis auf solch hohem Niveau zu spielen.
* Schnell wurde klar: Die beiden bestplatzierten Mannschaften der Sportlerwahl 2016 sind gute Beispiele dafür, dass sich eine intensive Jugendarbeit auszahlt. Die D-Junioren-Fußballer des 1. FC Nordenham bestehen fast ausschließlich aus Spielern des Jahrgangs 2005. Und sie schaffen es, mit Spitzenmannschaften mitzuhalten. „Als Zweiter des Sparkassen-Cups sind wir die zweitbeste E-Jugend-Mannschaft ganz Niedersachsens“, sagte Trainer Mustafa Alkan.
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Mannschaft des Jahres wurden die Korbballerinnen des Oldenbroker TV. Und die spielen sogar auf nationalem Topniveau – mit Eigengewächsen. „Bis auf eine Spielerin kommen alle Spielerinnen aus Oldenbrok“, sagte Trainerin Yvonne Fehner. Und Oldenbrok ist ein Ort mit – laut Landrat Thomas Brückmann – gerade mal 1100 Einwohnern. Auch im Kleinen ist Großes möglich.
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