Brake /Wesermarsch Unstrittig ist, dass es unter den Nutztierhaltern in der Wesermarsch erhebliche Vorbehalte gegen die Rückkehr des Wolfes in die Region gibt. Sie fürchten um ihre Tiere und sogar um ihre Existenz. Unstrittig ist auch, dass bereits mehrfach ein Wolf in der Wesermarsch war und hier auch Nutztiere gerissen hat.
Strittig ist allerdings, ob der Wolf das größte Problem für die Nutztierhalter ist. Oder sind es doch eher streunende Hunde?
Übergriffe durch Hunde
So betont Franz-Otto Müller, ehemaliger Wolfsberater und Leiter des Naturschutzbundes Wesermarsch, immer wieder, dass die Gefahr von Nutztierrissen durch streunende Hunde wesentlich größer sei als durch den Wolf: „Von den aktuell 17 dokumentierten und dem Wolfsbüro gemeldeten Nutztierrissen seit April 2015 sind drei mit DNA-Nachweis dem Wolf und sechs streunenden Hunden zuzuordnen“, betont Müller. Der Rest ist unklar oder offen. Darüber hinaus seien 16 Sichtungen von „Wolfsähnlichen“ gemeldet worden. Bilder zeigten Schäferhunde, Huskys, große Mischlinge und Jagdhunde.
Diese Zahlen korrelieren laut Müller mit denen jahrelanger Dokumentationen des Tiersuchdienstes Wesermarsch: 2016 habe dieser 101 streunende Hunde erfasst (und zurückgebracht), 2017 seien es 98 gewesen und bis Ende April dieses Jahres 17.
„Diese Zahlen und Fakten sollten eindrucksvoll belegen, dass es in der Wesermarsch keine akute Wolfsgefahr gibt, dass Schafe und Rinder mit dem bestehenden Herdenschutz auch einer anderen Gefahr ausgesetzt sind und Panikmache in dieser Richtung keine Problemlösung für die Nöte der Nutztierhalter ist“, meint Müller.
Die Zahlen zeigen allerdings auch, dass es scheinbar Defizite bei der Haltung sowie Aufsichtspflicht von Hunden gibt und Verwaltungen etwas zögerlich mit der Verhängung von Bußgeldern sind. Zahlen hat der Landkreis nicht, die Verhängung von Bußgeldern obliege den Gemeinden.
Proteste gegen Wolf
Am 12. Mai will unter dem Motto „Aktives Wolfsmanagement in Weidegebieten“ ein breites Bündnis von Tierhaltern, Landvolk, Landfrauen, Schafzüchtern und Deichverbänden in Augustgroden (Gemeinde Stadland) gegen die Gefahren durch den grauen Jäger und zugleich gegen die Untätigkeit von Verantwortlichen protestieren. Unterstützung erhalten sie vom Berner CDU-Landtagsabgeordneten und Minister Björn Thümler. Dem Wolf müssten „klare Grenzen“ gezogen werden. Schutzinteressen von Menschen und Nutztieren hätten im Vordergrund zu stehen.
Der Politiker verweist darauf, dass die Wolfspopulation in Niedersachsen stetig wachse. Parallel nehme die Zahl der Nutztierrisse deutlich zu. Thümler betont: „Vor allem für die Deichschäfer ist die Rückkehr des Wolfes existenzbedrohend.“ Aber auch die Weidetierhaltung in den Grünlandregionen sei bedroht. Auch für diese naturverträgliche und tierfreundliche Form der Landnutzung stelle die Ausbreitung des Wolfes „ein nahezu unkalkulierbares Risiko“ dar.
Aus Sicht des CDU-Abgeordneten reichen bloße Forderungen und Empfehlungen zum Herdenschutz nicht aus. Erforderlich seien vielmehr „praktikable Lösungen, die Nutztierhaltern einen effektiven Schutz ihrer Tiere ermöglichen“. Thümler sprach sich erneut für eine wolfsfreie Zone in der Wesermarsch aus.