Brake Innerhalb von 15 Minuten nach der Einsatzentscheidung durch die zuständige Rettungsleitstelle sollten die ersten Rettungsmittel am Einsatzort eingetroffen sein. Und in der Regel klappt das auch im Landkreis Wesermarsch. Es gibt jedoch zwei Kommunen, in denen die sogenannte Hilfsfrist überschritten wird: in der Gemeinde Butjadingen (Küstenlinie) und in der Stadt Elsfleth.
Die Organisation des Rettungsdienstes war von der Analyse und Beratung GmbH Orgakom mit Sitz in Waldbronn bei Karlsruhe von August 2014 bis Juli 2015 überprüft worden. Während der Sitzung des Betriebsausschusses Rettungsdienst im Kreishaus am Montag informierte der Geschäftsführer Jens-Christian Petri über die Ergebnisse. Sein Fazit: Um die Hilfsfrist im gesamten Landkreis einhalten zu können, müsse in Elsfleth eine Rettungswache eingerichtet werden. Denn die Entfernung von Berne sei viel zu groß, um beispielsweise innerhalb dieser Frist verletzte in Moorriem erreichen zu können, sagte er.
Insgesamt 7746 Einsätze lagen der Studie zugrunde. In 831 Fällen konnte die Hilfsfrist nicht eingehalten werden. „Burhave, Tossens und Langwarden sind weit weg von der Rettungswache Stollhamm“, sagte Petri. Die gesetzliche Vorgabe besage, dass in 95 Prozent der jährlichen Fälle die Hilfsfrist nicht zu überschreiten sei. In der Wesermarsch würde diese Quote bei 89,27 Prozent liegen und werde somit nicht erfüllt. Es bestehe Handlungsbedarf.
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Der Orgakom-Geschäftsführer zeigte die Problembereiche auf und schlug Lösungen vor. Die Rettungswachen in Nordenham, Brake und Berne sind nach seinen Worten bedarfsgerecht. Die Wache Ovelgönne-Strückhausen sei jedoch nicht angemessen. Er plädierte für eine Verschiebung nach Norden, etwa nach Schwei. Für die Wache in Stollhamm schlug er eine Verschiebung nach Mitteldeich vor und plädierte für eine Neuansiedlung in Elsfleth. „Elsfleth ist Spitzenreiter in Hilfsfrist-Überschreitungen“, begründete er diesen Plan. Die Versorgung im Landkreis sei so signifikant zu verbessern. An den drei Notarzt-Standorten in Nordenham, Brake und Berne könne festgehalten werden. Einen Notarzt-Standort an der neuen Klinik in Esenshamm hielt der Experte jedoch für ungeeignet. Gerade die Fahrtzeiten für Notärzte nach Butjadingen würden sich verlängern.
Man sei mit den Krankenkassen im Gespräch, sagte Dezernatsleiter Matthias Wenholt. Die Kostenträger machten mit bei der Einrichtung eines neues Standortes (2017) und der Verschiebung zweier Wachen-Standorte. Nicht nur dem Standard sei zu genügen, auch die Wirtschaftlichkeit müsse beachtet werden, ergänzte Rudi Schulenberg. Die Kostenträger würden das Konzept im wesentlichen mittragen, so der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Rettungsdienst.
Kreistagsmitglied Dr. Hans Schmid (CDU) wies auf „erhebliche Diskrepanzen“ bei der Zeiterfassung hin. „Man muss die Zeit sauber erfassen“, betonte er. Die Standorte seien so zu positionieren, dass in dem vorgegebenen Zeitraum auch Hilfe vor Ort sei, wurde ihm beigepflichtet. Kurt Winterboer (SPD): „Wir wollen einen Notarzt-Standort am neuen Klinikum in Esenshamm. Wir werden einen entsprechenden Antrag stellen“, sagte er. „Spätestens an dieser Stelle werden Sie bei den Krankenkassen scheitern“, erwiderte Petri. Ein weiteres Notarztsystem sei nicht zu finanzieren. „Und wo wollen sie die Ärzte hernehmen“, stellte er in den Raum.
In der nächsten Sitzung des Betriebsausschusses Rettungswesen im Mai soll über den Bedarfsplan abgestimmt werden. Im Kreisstag wird dann die Entscheidung fallen.