Blexen /Einswarden Die Signale aus dem Rathaus sind im Stadtnorden angekommen. Die sich mehrenden Hinweise aus Verwaltung und Politik, dass die klamme Stadt Nordenham sich eine Sanierung des Hallenbads Nord nicht leisten kann, lassen bei vielen Bürgern und vor allem bei den betroffenen Vereinen die Alarmglocken schrillen. In einer Versammlung der Nordenhamer Grünen mit rund 25 Teilnehmern am Mittwochabend in der Luisenhof-Gaststätte ist der Widerstand gegen die drohende Schließung der Einswarder Schwimmhalle deutlich zu spüren gewesen. Alle waren sich darüber einig, dass Protestaktionen notwendig sind, um die Entscheidungsträger bei der Stadt Nordenham von ihren Rotstiftplänen abzubringen. „Ihr müsst auf die Straße gehen und knallhart für das Nordbad kämpfen“, rief der ehemalige SPD-Kommunalpolitiker und Einswarder Bürgervereinsvorsitzende Kurt Winterboer zu Demonstrationen auf und erntete dafür viel Zustimmung.
Der Grünen-Ratsherr Mario Kauschmann hatte als Finanzexperten den Haushaltspolitik-Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Sven-Christian Kindler, zu dem Diskussionsabend eingeladen. Die Hoffnung, dass er konkrete und schnell umzusetzende Tipps mitbringen würde, mit denen die Stadt trotz leerer Kassen das Hallenbad retten kann, erfüllte sich allerdings nicht.
Bund soll helfen
Der Bundestagsabgeordnete aus Soltau beschränkte sich auf allgemeine Aussagen zur Steuerpolitik und machte deutlich, dass der Bund den armen Kommunen helfen müsse. Ansonsten wäre die soziale Infrastruktur der Städte und Gemeinden in großer Gefahr. Er verwies auf den gewaltigen Investitionsstau in kommunalen Einrichtungen und gab dafür Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Schuld, weil der immer nur auf die schwarze Null im Haushalt schiele. „Es kann nicht angehen, dass die Kommunen nur noch Mangelverwaltung betreiben“, sagte Sven-Christian Kindler.
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Seine Parteifreundin Christina-Johanne Schröder, die in Berne wohnt und auf der Grünen-Liste für den Bundestag kandidiert, vertrat die gleiche Position: „Wir müssen einen Weg finden, damit die Kommunen besser finanziert werden.“ Auch die in Nordenham lebende Butjadinger Bürgermeisterin Ina Korter (Grüne) hob hervor, dass die stark verschuldete Stadt eine Sanierung des Nordbads ohne die Hilfe von Bund und Land nicht wuppen könne. Andere Gemeinden stünden vor ähnlichen Problemen.
In der Runde herrschte Einigkeit darüber, dass sich die Stadt Nordenham um Zuschüsse und Fördergelder bemühen müsse. Aber einige Diskussionsteilnehmer stellten grundsätzlich die Notwendigkeit der Sanierungsmaßnahmen in der bisher geplanten Größenordnung in Frage. Die von dem Neuenburger Ingenieurbüro Thalen errechneten Kosten von 1,7 Millionen Euro für die Runderneuerung der 1976 errichteten Schwimmhalle zweifelten sie an. „Das ist völlig überteuert“, sagte Stefanie Hampel. Die Ausbildungsleiterin der DLRG-Ortsgruppe Nordenham betonte, dass niemand eine Luxus-Variante wolle. „Wir sind froh, wenn das Wasser warm ist, die Duschen funktionieren und wir uns umziehen können“, sagte Stefanie Hampel, „mehr brauchen wir nicht.“
Als Betreiber der Biogasanlage in Grebswarden, die seit 2012 das Nordbad mit Wärme versorgt, meldete sich der Landwirt Bernd Böschen zu Wort. Er bescheinigte der Schwimmhalle baulich eine „gesunde Grundsubstanz“ und äußerte ebenfalls Kritik an den „ausufernden“ Kostenberechnungen für die Sanierung. Zudem habe die Stadt Nordenham durch die Belieferung mit preisgünstiger Biogaswärme schon viel Geld eingespart, das sie in die Renovierung des Nordbades hätte stecken können.
Im Namen der DLRG-Ortsgruppen Nordenham und Butjadingen warnte Stefanie Hampel eindringlich davor, das Nordbad aufzugeben. Das hätte existenzbedrohende Folgen, weil das Einswarder Hallenbad für die Schwimmausbildung unverzichtbar sei. Auch die Schwimmabteilungen des Sportvereins Nordenham (580 Spartenmitglieder) und des Blexer Turnerbundes (300) würden bei einer Schließung des Nordbads vor dem Aus stehen.
Laut Stefanie Hampel haben sich die DLRG, der Blexer TB und der SV Nordenham zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Erhalt der Schwimmhalle zu kämpfen. Welche Maßnahmen die Vereine ergreifen wollen, soll nach der Sommerpause festgelegt werden. Vor allem eins ist für Stefanie Hempel wichtig: „Wir müssen aufzeigen, dass beide Bäder in Nordenham sehr gut ausgelastet sind und unbedingt benötigt werden.“
60 000 Nutzer
Ihrer Meinung ist es schlichtweg unmöglich, das Vereins- und Schulschwimmen sowie das öffentliche Baden nur noch mit dem Atenser Störtebekerbad abzudecken. Das lasse sich mit den jährlichen Nutzerzahlen belegen: 60 000 im Nordbad und 70 000 im Störtebekerbad.