Nordenham Im Mai 1972 hörte sich Dr. Klein aus dem niedersächsischen Innenministerium erstmalig offiziell die Standpunkte der Städte und Gemeinden zur geplanten Gebietsreform an. Zuvor hatte der Vorsitzende der Verwaltungs- und Gebietsreform-Kommission in Begleitung des oldenburgischen Verwaltungspräsidenten Eduard Haßkamp eine Rundreise durch die betroffenen Kommunen unternommen.
Im Sitzungssaal des Kreishauses stand am 30. Mai „die Neuordnung der mittleren Wesermarsch zwischen Nordenham und Ovelgönne als wohl schwierigstes Problem in der Wesermarsch zur Diskussion“, berichtete die NWZ am 31. Mai. Dabei wurden den Gästen nicht nur die (Mehrheits-)Beschlüsse der Stadt- und Gemeinderäte vorgetragen, sondern es kamen auch Vertreter der abweichenden Meinungen zu Wort.
Dies galt insbesondere für die Gemeinde Esenshamm. Während Bürgermeister Heinz Dierksen das Mehrheitsvotum für einen Anschluss an Nordenham erläuterte, wiederholte Ratsherr Günter Busch die abweichende Meinung, wonach Esenshamm besser bei einer großen Landgemeinde aufgehoben sei. Dr. Klein deutete an, dass man möglicherweise um eine Teilung der Gemeinde Esenshamm nicht herumkommen werde.
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Nicht um jeden Preis
Nordenhams Stadtdirektor Friedrich Knöppler betonte, dass Nordenham „nicht um jeden Preis das Gebiet erweitern und die Einwohnerzahl erhöhen“ wollte, doch würden die Gemeinden Abbehausen und Esenshamm als Nahbereiche sich sehr für einen Zusammenschluss anbieten. Erneut setzte sich Friedrich Knöppler für den Verbleib der Gemeinde Landwürden im Landkreis Wesermarsch ein und dachte dabei an die industrielle Besiedlung der Luneplate.
Vom 10. bis 14. November 1972 nahm die Gemeinde Esenshamm eine Umfrage unter wahlberechtigten Bürgern zu der beschlossenen Fusion mit Nordenham vor. Mittlerweile hatten sich durch die Kommunalwahl die Mehrheitsverhältnisse verändert, Günter Busch (CDU) war zum Bürgermeister ernannt worden. 381 Einwohner hielten das Zusammengehen mit Nordenham für richtig, 465 sprachen sich dagegen aus.
Kurswechsel
Auch über der Gemeinde Seefeld hing das Damoklesschwert der Teilung, weshalb es in einer Ratssitzung am 23. November 1972 zu einem Kurswechsel im Gemeinderat kam. Hatte man am 8. April 1971 einen Vorvertrag zum Grenzänderungsvertrag mit der Gemeinde Stollhamm geschlossen, so wollte man nun geschlossen zur neuen Großgemeinde aus Rodenkirchen, Schwei – und Seefeld.
„Der Ruf gegen Butjadingen kam aus dem Süden, aus Reitland, und er war nicht unbegründet: Die Reitlander sind nie Butjenter gewesen und würden nie gute Butjenter werden“, kommentierte am 8. Dezember 1972 NWZ-Redakteur Adolf Blumenberg. „Und warum sollten die Seefelder und Reitlander nicht auch getrennt glücklich und gute Nachbarn werden können“, hielt er zu diesem Zeitpunkt die Teilung Seefelds für „perfekt“.
In Esenshamm blieb die im Gesetzentwurf vorgesehene Teilung der Gemeinde umstritten. Der Entwurf sah vor, Esenshamm, Schwei, Rodenkirchen und einen Teil von Seefeld zu einer Großgemeinde Stadland zu vereinigen. Dafür stimmte in einer Ratssitzung am 11. Dezember 1972 die nach der Kommunalwahl über die Mehrheit verfügende CDU-Fraktion, während SPD und Wählergemeinschaft weiterhin für den Anschluss an Nordenham plädierten. Da ein CDU-Ratsherr fehlte, wurde der Entwurf bei Stimmengleichheit abgelehnt.
Beschluss kassiert
Schon eine Woche später kassierte in einer erneuten Ratssitzung die CDU-Mehrheitsfraktion den Beschluss. Mit sechs gegen fünf Stimmen wurde dem Entwurf des Innenministeriums zugestimmt. Einstimmig sprach man sich dann gegen eine Abtrennung der Bauerschaft Treuenfeld (hier sollte das Kernkraftwerk angesiedelt werden) von Esenshamm aus.
Das Ringen um Lösungen für Seefeld und Esenshamm ging in den Tagen vor dem Weihnachtsfest 1972 und im Jahr 1973 unvermindert weiter.