Nordenham Wenn es kälter wird, sind Einrichtungen wie der Tagesaufenthalt für Wohnungslose an der Friedrich-Ebert-Straße besonders wichtig. Hier können sich Menschen, die kein Zuhause haben, aufwärmen. Hier bekommen sie einen Kaffee. Hier können sie sich waschen. Hier kommen sie mit Menschen ins Gespräch, denen es ähnlich geht. Und hier können sie auf Wunsch auch ganz konkrete Unterstützung bekommen.
Julia Durchdenwald arbeitet als Sozialpädagogin in der Einrichtung, die von der Diakonie getragen wird. Von Montag bis Freitag bietet sie an jedem Vormittag in der Woche gemeinsam mit ihrer Kollegin Karin Springer eine Beratung an. Die Frauen helfen den Obdachlosen unter anderem bei der Suche nach einer Wohnung, beim Umgang mit Ämtern und bei der Arbeitssuche. Bei Bedarf vermitteln sie die Besucher an Ärzte oder an andere Beratungsstellen. Allein schon für die postalische Erreichbarkeit der Wohnungslosen ist der Tagesaufenthalt von großer Bedeutung.
Nach den Worten von Julia Durchdenwald kommen täglich mindestens ein Dutzend Besucher, überwiegend Männer, in den Tagesaufenthalt. An manchen Tagen hat die Einrichtung 35 Gäste. Nicht alle leben auf der Straße. Es sind ehemalige Obdachlose dabei. Es sind Menschen dabei, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind.
Ein Trend ist für Julia Durchdenwald in den vergangenen Jahre immer deutlicher geworden. „Unsere Klienten werden jünger.“ Die Sozialpädagogin beobachtet, dass immer häufiger junge Leute aus sozial schwachen Familien auf sich allein gestellt sind. Manche von ihnen fliegen zu Hause raus und haben plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf. Viele von ihnen übernachten für eine gewisse Zeit bei Freunden und Bekannten. Manchmal müssen sich vorübergehend ganze Familien mit Kindern auf diese Weise durchschlagen.
In der Regel spielt Verlust eine große Rolle, wenn Menschen auf der Straße landen, hat Julia Durchdenwald festgestellt. Der Verlust des Arbeitsplatzes zum Beispiel, der Verlust der Familie oder des Partners. Schulden und Suchterkrankungen können dazukommen. In der Regel gibt es mehrere Gründe dafür, dass Menschen obdachlos werden.
„Wir wollen unseren Besuchern die Chance geben, wieder ins Leben einzusteigen“, sagt Julia Durchdenwald. „Uns ist es wichtig, dass sich die Menschen bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen.“
Eine ganz wichtige Rolle dabei spielt Rudi Domschat. Er hat früher selbst auf der Straße gelebt und lange Zeit ehrenamtlich im Tagesaufenthalt gearbeitet. Inzwischen hat er eine feste Anstellung beim Diakonischen Werk. Zweimal in der Woche bereitet er das Frühstück für die Obdachlosen zu, er erledigt Hausmeisterarbeiten, Fahrdienste und viele andere Aufgaben für die Einrichtung.