Rodenkirchen In der berühmten Novelle von Theodor Storm nimmt der Schimmelreiter ein schlimmes Ende. In der Realität der Wesermarsch hat es sein legitimer Nachfolger Leenert Cornelius viel besser hinbekommen.
Darauf verwiesen mehrere Redner bei der feierlichen Verabschiedung des Vorstehers des II. Oldenburgischen Deichbandes am Donnerstagabend in der Markthalle. Sie konnten auch erklären, was Leenert Cornelius besser gemacht hat als der Storm-Held Hauke Haien – nämlich die Öffentlichkeitsarbeit. Cornelius habe nicht nachgelassen, auch sehr skeptische Bürger mitzunehmen auf seinen manchmal umstrittenen Wegen zu einer deutlich höheren Deichsicherheit.
Cornelius selbst erzählte in seiner Abschiedsrede, dass er in jedes der 84 Häuser jenseits des Braker Stadtdeiches gegangen sei, um jedem Bewohner zu erklären, was die Bauarbeiter dort zu tun beabsichtigten und wirklich jede Frage zu beantworten. „Die Bürger mitnehmen“ hieß für ihn auch, selbst in öffentlichen Vortragsveranstaltungen über den Deichschutz zu informieren und in der neuen Deichschäferei in Moorhausen bei Elsfleth einen Informationsraum einzurichten. „Die Bürger sollten wissen, was der Deichband mit ihrem Geld macht“, würdigte Kreisbrandmeister Heiko Basshusen in seiner Rede diese Vorgehensweise.
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Anspruchsvolles Amt
Durch die Veranstaltung, zu der mehr als 250 Gäste eingeladen waren, führte Burchard Wulff, Norderschwei, der am 1. August die Nachfolge von Cornelius angetreten hatte. Er machte deutlich, wie anspruchsvoll das Amt eines Deichband-Vorstehers ist. Er müsse vielfältige Interessen ausgleichen, Integrationskraft und -fähigkeit entwickeln, Kenntnisse von technischen und rechtlichen Zusammenhängen aufbauen und sich gut in der politischen Landschaft auskennen. Zudem müsse er sich in den Verästelungen des Deichbandes wie Vorstand, Ausschuss, Geschworene, Bauhof und Schäfereien sowie der technischen und personellen Ausstattung zurechtfinden. „Das alles hast du mit Bravour gemeistert.“
Almut Kottwitz, Staatssekretärin im niedersächsischen Umweltministerium, sagte, Cornelius sei für die Sicherheit von 220 000 Menschen und 135 000 Arbeitsplätzen verantwortlich gewesen. Denn auch große Teile der Stadt Oldenburg gehören zum Verbandsgebiet. Geschichte habe Cornelius mit seinem Brandbrief von 2006 geschrieben, in dem er auf den „schwimmenden Deich“ von Sehestedt hinwies. Was anfangs in Hannover wohl eher Kopfschütteln auslöste, wurde dank der Hartnäckigkeit von Cornelius bald ernst genommen: Es gab sehr viel Geld für eine Spundwand, die den neuen Jadebusen-Deich erst tragfähig machte.
163 Millionen verbaut
Auch bei den Anwohnern musste er für dieses Vorhaben – neben der Erneuerung des Braker Stadtdeiches das größte seiner Amtszeit – werben. Wie Cornelius selbst sagte, hat der Deichband in seiner Amtszeit ab 2001 insgesamt 163 Millionen Euro verbaut.
Zu den Neuerungen zählten auch die Ausbildung der Feuerwehren und der Rettungsdienste wie THW und Johanniter, die im Deichschutz aktiv werden mussten, weil die Bundeswehr ihn nicht mehr leisten kann. Kreisbrandmeister Heiko Basshusen überreichte ihm zum Dank das Modell einer Feuerwehr-Dampfspitze.
Dankesworte sprachen auch der stellvertretende Landrat Dieter Kohlmann, der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Thümler, der NLWKN-Präsident Siegfried Popp, der Präsident des Wasserverbandstages, Heiko Albers, und der Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände, Rüdiger Wilken.
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