Abbehausen Die Historie des Butjadinger Zu- und Entwässerungskanals war das Thema. Referent Klaas-Heinrich Peters kam beim Klönabend in Abbehausen aber nicht umhin, Fragen nach dem aktuellen Generalplan Wesermarsch zu beantworten.
Generalplan
Die Verwirklichung der Generalplan genannten großen Lösung für die Versorgung der nördlichen Wesermarsch mit salzarmem Wasser aus der Weser sieht der ehemalige Leiter der Betriebsstelle Brake-Oldenburg des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) „nur unter günstigsten Voraussetzungen bis 2026“.
Frühestens 2022 könnte mit der Umsetzung der Baumaßnahme unter weitgehender Nutzung vorhandener Gewässer begonnen werde, sagte der pensionierte Baudirektor vor 70 Zuhörern beim Klönabend des Rüstringer Heimatbundes im Butjenter Tor in Abbehausen.
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Für Butjadingen sei eh und je die Versorgung mit Tränkewasser und noch mehr mit Trinkwasser ein Problem gewesen, weil das Grundwasser wegen der von der See eindringenden Versalzung ungenießbar sei, beschrieb Peters die Ausgangssituation zu vielen Versorgungsszenarien, die er vorstellte. Bis zum Bau des Zuwässerungskanals im Jahre 1894 waren Wasserkuhlen die wichtigste Einrichtung zur Versorgung von Menschen und Vieh.
Im ganzen 19. Jahrhundert habe es Überlegungen gegeben, wie Butjadingen frisches Wasser zuzuführen sei. Denn anders als in der übrigen Küstenmarsch fehlt in Butjadingen die Einspeisung von Wasser der Geest. Unter anderem sei erwogen worden, einen Kanal von Oldenburg nach Fedderwardersiel zu graben, um das hohe Oberwasser der Hunte nach Butjadingen zu leiten, sagte Peters. Nachdem dieser Plan wegen zu hoher Kosten verworfen worden war, blieb nur noch die Möglichkeit, die Weser nördlich von Brake „anzuzapfen“.
Nachdem die verbandsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden waren, begannen die Planungen zum Bau eines Zuwässerungskanals für ganz Butjadingen. Damit wurde unter anderem Wasserbauingenieur Reinhard Kuhlmann beauftragt, an den ein Denkmal in Eckwarderhörne erinnert.
Mitte Oktober 1894 war der Kanal soweit fertiggestellt, dass erstmalig probeweise Wasser eingelassen werden konnte. Der Kanal durchschneidet Butjadingen. Um auch den westlichen hochliegenden Teil bei Tossens zu versorgen, liegt der Kanal im Abschnitt Abbehauserwisch bis Stollhammer Mitteldeich über Geländehöhe. Deshalb ist er beidseitig verwallt.
In Butjadingen habe die Wasserzuführung durch den neuen Kanal „entscheidend zur Verbesserung der Lebensverhältnisse und zur Verstetigung der wirtschaftlichen Grundlagen beigetragen“, erklärte Peters. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung habe sich verbessert, was sich am auffälligsten am Fortbleiben der Malaria, im Volksmund auch „Marschenfieber“ genannt, gezeigt habe.
Die Zuwässerung erfolgt nach Bedarf in zehn Zuwässerungsgebieten nach einem feststehenden Plan. Eine Zuwässerungsperiode dauert drei bis vier Wochen. Zuständig ist der Entwässerungsverband Butjadingen in einem heute 23 150 Hektar großen Verbandsgebiet.
Dafür betreibt der Verband in der Hauptdeichlinie das Eckwarder, das Fedderwarder, das Blexer, das Flagbalger, das Abbehauser (in Großensiel) und das Zuwässerungssiel zwei Kilometer südlich von Kleinensiel.
Mündungsschöpfwerk
Das einzige Mündungsschöpfwerk befindet sich in Großensiel. Zur Wasserregulierung sind im Binnenland elf Unterschöpfwerke und mehr als 100 Verlaate erforderlich, erklärte Peters.
„Als eine nicht hinnehmbare Verschlechterung für die im Landkreis Wesermarsch liegenden Wasser- und Bodenverbände“ bezeichnete Peters weitere Weser-Vertiefungen. Dadurch werde sich die Salz-Süßwassergrenze erneut weseraufwärts verschieben.