Berne „Ab jetzt ist ganz Niedersachsen Wolfsgebiet“, sagt Dieter Voigt. Für ihn ist das keine gute Nachricht – der Deichschäfer aus Huntebrück ist in Sorge über die Zukunft seines Betriebes.
Denn dass nun auch die Wesermarsch als Wolfsgebiet gilt, hat Folgen für die Schafhalter im Landkreis. „Ab dem 6. Juni wird für vom Wolf gerissene Weidetiere nur noch eine Entschädigung gezahlt, wenn ein Wolfsgrundschutz vorhanden ist“, erklärt Voigt. Die dazu vorgeschlagenen Maßnahmen seien in der Praxis jedoch nicht unbedingt umsetzbar, findet er.
Um über die verschiedenen Optionen zur Wolfsabwehr zu informieren, hat er gemeinsam mit dem I. Oldenburgischen Deichband und dem Landes-Schafzuchtverband Weser-Ems zu einem Workshop eingeladen.
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Vorgestellt wurden vor allem verschiedene Zaunmodelle und Methoden zur Bewuchsvernichtung. „Das ist wichtig, weil wolfsabweisende Zäune unter Strom gesetzt werden – wachsen Gräser und Reet zu hoch, wird der Stromkreislauf unterbrochen“, erklärt Voigt. Eine Möglichkeit, den Bewuchs zurückzudrängen, stellte eine Firma aus Hude vor. 100 Grad heißes Wasser kommt aus einer Spritze, mit der man an den Zäunen entlangfahren oder gehen kann. „Das ist eine gute Sache, weil keine Chemie eingesetzt werden muss“, findet Cord Hartjen, Vorsitzender des I. Oldenburgischen Deichbands.
Welche Zäune man für den Wolfschutz braucht wurde von den Besuchern ebenfalls interessiert verfolgt. Gefordert werden vom Land Niedersachsen Zäune, die mit einem Untergrabungsschutz versehen sind oder verschiedene Modelle von Elektrozäunen.
Die bisher vom Deichband errichteten Knotengitterzäune und die meisten Koppeln der privaten Schafhalter genügen diesen Anforderungen bisher nicht. „Ein Untergrabungsschutz ist hier kaum machbar“, bewertet Dieter Voigt die Möglichkeiten.
Und auch die Elektrozäune sehen manche Zuschauer kritisch. Feste Zäune lohnten sich oft nicht, da manche Weiden nur für einen kurzen Zeitraum genutzt würden.
80 Prozent der Kosten für Weideschutzzäune werden vom Land gefördert. Das gilt jedoch nur für die Materialien. „Die Errichtung und Unterhaltung der Zäune werden nicht berücksichtigt“, kritisiert Voigt.
Hilfe anbieten möchten bei diesem Problem Peter Schütte aus Winsen mit seinem Team vom Herdenschutz Niedersachsen, einem Projekt vom Nabu, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Bingo-Umweltstiftung. „Wir beraten Schafhalter zu den nötigen Maßnahmen“, erklärt Schütte. Ehrenamtliche Mitarbeiter würden außerdem beim Aufbau und der späteren Pflege der Zäune mit anpacken. „Wir wollen mit den Tierhaltern zusammenarbeiten.“
An den kilometerlangen Deichen in der Wesermarsch werden trotzdem erst einmal keine neuen Zäune gesetzt. Das hat nicht nur Kostengründe. „Da geht es auch um den Naturschutz“, erklärt Cord Hartjen. Die geforderten Elektrozäune würden auch alle anderen Tiere betreffen, vor allem das Wild. „Schon jetzt ist der Lebensraum für diese Tiere sehr zusammengeschrumpft“, sagt er.
Dass auf den Deichen seines Verbandes Schafe weiden, gehört für Hartjen ebenfalls zum Naturschutz dazu. „Man könnte die Deiche auch mähen, das wird mancherorts schon so gehandhabt. Das wäre ein großer Nachteil zum Beispiel für Insekten und Vögel. Sie haben auf den mit Schafen beweideten Deichen noch einen Lebensraum“, sagt er. Außerdem würden die Schafe natürlich das Erdreich auf dem Deich festtreten.
Sollten sich in der Zukunft Wolfsrudel in der Wesermarsch niederlassen, sieht er für die Schafhaltung auf dem Deich keine Zukunft. „Unsere Landschaft würde sich verändern“.
Ein Video unter www.nwzonline.de/video