Brake In Deutschland sind immer mehr Menschen gefährdet, in Armut abzugleiten – trotz guter Konjunktur und Rekordbeschäftigung. Das bekommen auch die Mitarbeiter des Diakonischen Werkes Wesermarsch zu spüren, die sich ehrenamtlich bei „Pötte und Pannen“ im Wohnheim am Friedensplatz in Brake engagieren. „Mehr und mehr Rentner kommen zu uns“, sagt Erich Eiben. Und auch alleinerziehende Frauen würden zunehmend ihre Scham überwinden und Haushaltswaren gegen eine kleine Spende erwerben, betont der 67-Jährige.
An einem Tag in der Woche herrscht Betrieb bei „Pötte und Pannen“. Immer freitags von 10 bis 12 Uhr ist die Ausgabe geöffnet. Meist sind es bis zu 20 Personen, die in den zwei Stunden vorbeischauen. Im Keller des Wohnheims, einem Haus der ehemaligen Bundeswehrkaserne, finden sich diesmal bereits gegen 9.30 Uhr die ersten Frauen und Männer ein. Sie setzen sich auf die aufgereihten Stühle und warten ab. Ein aufgespanntes rotes Flatterband im Flur zeigt ihnen an, dass die Ausgabe noch geschlossen ist. „Sonst würden sie immer früher kommen“, sagt Erich Eiben. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter wollten doch noch alles gut vorbereiten.
Es gibt drei Räume, in denen Geschirr, Gläser, Töpfe und Pfannen sowie Elektrogeräte und Plastikschüsseln, fein säuberlich getrennt und nach Kategorien geordnet, in den Regalen stehen. Auch komplette Kaffee- und Essservice, zumeist in Obstkartons verpackt, werden gegen eine kleine Spende abgegeben. Es gibt auch Kästen mit Aufschriften Messer, Gabel und Löffeln, an den Borten der Regale markieren Aufkleber, was dort gelagert ist. „Natürlich spülen wir das Geschirr und die Gläser und überprüfen die Elektrogeräte, bevor wir alles anbieten“, erklärt Hauswirtschafterin Corinna Paulat.
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Die Aktion „Pötte und Pannen“ gibt es seit 30 Jahren. Sie war 1988 von der Diakonie-Leiterin Karin Schelling-Carstens ins Leben gerufen worden und sollte eigentlich nach einem halben Jahr beendet sein. Doch der Bedarf ist nach wie vor groß, wie sich immer wieder freitags zeigt. Alles für eine Küchen-Erstausstattung werde bereitgehalten, erzählt Erich Eiben. Vor allem Anfang vergangenen Jahres habe man vielen Flüchtlingsfamilien helfen können. „Es gab 46 Erstausstattungen“, erinnert sich der Braker. Darunter waren so nützliche Artikel wie Wasserkocher, Kaffeemaschinen und weitere Küchenhelfer wie Schneebesen, Kochlöffel und Pfannenwender.
„Grundsätzlich kann jeder kommen“, sagt Einrichtungsleiterin Anja Schwiertz. „Wir werden auch bei Haushaltsauflösungen gerufen.“ Doch das könne man nicht leisten. Die Sachen könnten aber gern zum Friedensplatz gebracht werden, merkt sie an. Die Bedürftigen, die auf jede Hilfe angewiesen sind, dankten es.
Die meisten Menschen, die „Pötte und Pannen“ aufsuchen, haben kein eigenes Auto. Sie kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, reisen sogar aus Lemwerder, Berne, Elsfleth, Kleinensiel und Rodenkirchen an. „Es kam sogar jemand mit einem leeren Kinderwagen zu uns, um die Sachen transportieren zu können“, erinnert sich Erich Eiben, der sich mittlerweile seit 2003 ehrenamtlich engagiert. „Es waren damals ausschließlich Frauen bei der Ausgabe. Sie suchten auch einen Mann. Ich bin dann dabei geblieben“, erzählt der 67-Jährige. Auch Sonja Hoops war angesprochen worden, ob sie mithelfen wolle. Das war 2013. „Ich bin ebenfalls dabei geblieben“, sagt die 46-Jährige – so wie Egon Jürgens und Peter Pfohl, die auch bei „Pötte und Pannen“ helfen.