Kleinensiel Für das diskutierte Gewerbegebiet am Wesertunnel bei Kleinensiel deutet sich ein Ersatz an: die vor einigen Jahren für den Bau einer Konverterstation reservierte Fläche südlich der Bundesstraße 437 bei Schwei.
Das ist das wichtigste Ergebnis eines Gesprächs, zu dem der CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadlander Rat, Günter Busch, am Montagnachmittag den CDU-Landtagsabgeordneten Björn Thümler, Berne, Landrat Thomas Brückmann (parteilos), mehrere CDU-Kreistagsmitglieder, zwei betroffene Landwirte und drei Vertreter des Bürgervereins Kleinensiel eingeladen hatte. Busch wertete das Gespräch als Erfolg.
Vehement dagegen
Der Bürgerverein Kleinensiel wehrt sich vehement gegen das diskutierte Gewerbegebiet. Vor allem die zu erwartende Lärmbelästigung sei inakzeptabel, bekräftigte der Vorsitzende und CDU-Ratsherr Hanke Schnitger. Busch verwies darauf, dass auf der Tunneltrasse schon jetzt 16 000 Fahrzeuge pro Tag fahren, davon zehn Prozent Lastwagen. Für die geplante Autobahn auf dieser Trasse werden 30 000 Fahrzeuge pro Tag, darunter 30 Prozent Lastwagen, geschätzt. Lärm aus dem Gewerbegebiet käme hinzu.
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Doch schon im Februar hatte sich das Problem etwas entschärft, weil von den rund 100 Hektar nördlich der Tunneltrasse aus Naturschutzgründen 65 entnommen wurden. Günter Busch fordert jetzt, auch auf die übrigen 35 Hektar zu verzichten, weil zwei dort tätige Landwirte, Hergen Luers und Tanno Tantzen, nicht auf sie verzichten könnten. Die Eigentümer der verbleibenden Flächen seien dagegen zum Verkauf bereit, zudem reichten diese Flächen – etwa 50 Hektar – seiner Einschätzung für Jahrzehnte aus, weil der Andrang von Unternehmen nicht so groß sei und das jetzige KKU-Gelände mit gut 20 Hektar ab Mitte der 2030er Jahre für weitere Ansiedlungen zur Verfügung stehen werde.
Busch brachte zudem die etwa 25 Hektar große Flächen bei Schwei ins Gespräch, die für eine jetzt nicht mehr gebrauchte Konverterstation reserviert waren. Die sechs Eigentümer waren vor einigen Jahren verkaufsbereit, vermutlich seien sie es heute auch noch, sagte Busch.
Landrat Thomas Brückmann klärte über die Rechtslage auf. Nordenham, Stadland und Ovelgönne hätten das große Gewerbegebiet für die Ansiedlung von Logistikunternehmen geplant. Ovelgönne könne dies an seiner Autobahnabfahrt Neustadt nicht realisieren, weil dort ein Rastvogelgebiet von europäische Bedeutung liege. Das Kleinensieler Gewerbegebiet werde in das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises aufgenommen, für das jetzt die öffentliche Anhörung beginne.
Bauern brauchen Flächen
Der Kreis könne kein Gewerbegebiet planen oder verbieten, das könnten nur die betroffenen Gemeinden. Allerdings dürften sie nur planen, wenn das Gebiet auch im RROP ausgewiesen sei. Zudem müssten die Grundeigentümer verkaufsbereit sein; eine Enteignung sei nicht möglich, weil es kein öffentliches Interesse an einem Gewerbegebiet bestehe, erläuterte Brückmann. Er warb aber dafür, an den jetzigen Planungen festzuhalten und sich nichts zu verbauen, denn niemand wisse, was in 10 oder 15 Jahren sei.
Björn Thümler, als Wissenschaftsminister auch Regierungsmitglied, warb ebenfalls für die von Busch angeregte Schweier Lösung.
Die beiden Landwirte beschäftigen zusammen 40 Mitarbeiter, ihre ihre Söhne wollen die Betriebe übernehmen. Tanno Tanzten sagte, er habe in den vergangenen zehn Jahren gut 4 Millionen Euro investiert. Und Hergen Luers betonte, dass eine Verkleinerung seines Hofes mit 450 Kühen auf 360 Hektar Land illusorisch sei. Zudem wolle seine Familie weiter von der Landwirtschaft existieren: „Wir leben vom Melken und nicht vom Verkauf von Flächen.“