Nordenham Wenn Silvia Kerney vom Tiersuchdienst den zwölf Katzenbabys im Tierheim dabei zuschaut, wie sie ihre kleine Welt erkunden, wie sie sich aneinander kuscheln, wie sie noch etwas unsicher über die Fliesen in ihrem Katzenzimmer tapsen, dann geht ihr natürlich das Herz auf. Aber so richtig freuen kann sich Silvia Kerney über den Anblick nicht. Denn so niedlich die kleinen Stubentiger auch sind, so ungewiss ist ihr Schicksal und so mehr ärgert sich Silvia Kerney darüber, dass es viele Katzenbesitzer mit der Kastrationspflicht für ihre Lieblinge nicht so richtig ernst nehmen.
Verordnung seit 2013
Seit 2013 gilt in Nordenham die Kastrationspflicht für Katzen. Sie soll die unkontrollierte Fortpflanzung der Tiere verhindern und das Elend eindämmen, das ausgesetzten oder wild geborenen Katzen droht. Silvia Kerney und Heidi Huth-Hinrichs, die Vorsitzende des Tiersuchdienstes, stellen aber fest, dass die Zahl der Fundkatzen zuletzt wieder deutlich angestiegen ist. Gerade erst hat das Tierheim in Volkers sechs Katzenwelpen aufgenommen, die in Friedrich-August-Hütte gefunden wurden. Sechs weitere Babys und die dazugehörige Mutter sind kurz zuvor ins Tierheim gekommen. Insgesamt muss die Tierheim-Leiterin Jacqueline Munke zurzeit 14 Katzenbabys versorgen.
Dass es in Nordenham eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen gibt, ist aus der Sicht von Heidi Huth-Hinrichs ein Fortschritt. Die Verordnung geht ihr aber nicht weit genug, weil sie nur für Katzen gilt, die draußen herumlaufen. Der Tiersuchdienst bekommt bei Fundkatzen von den Eigentümern immer wieder zu hören, dass es sich um so genannte „Wohnungskatzen“ handelt, die mal eben entwischt sind. Heidi Huth-Hinrichs hat den Verdacht, „dass sich die Leute ganz bewusst eine Nische in der Verordnung suchen.“ Sie will deshalb, dass die Kastrationspflicht auf Wohnungskatzen ausgedehnt wird.
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Außerdem fordert sie, dass das Ordnungsamt bei Verstößen auch Bußgelder verhängt und es gegenüber den Tierhaltern nicht bei einer freundlichen Aufforderung belässt, der Kastrationspflicht nachzukommen. „Katzenhalter, die ihre Tiere nicht kastrieren lassen, handeln gleichgültig und verantwortungslos“, findet Heidi Huth-Hinrichs. Dem Tiersuchdienst und dem Tierheim werde viel unnötige Arbeit beschert. Außerdem entstehen erhebliche Kosten.
Aufnahmestopp
Nicht nur das Tierheim und der Tiersuchdienst in Volkers haben es zurzeit mit außergewöhnlich vielen Fundkatzen zu tun. Beim Tierschutzverein Wesermarsch sind die Kapazitäten der Katzenpflegeplätze inzwischen erschöpft, so dass die Vorsitzende Martha Heppel einen Aufnahmestopp verhängt hat.
Dass die Situation in Butjadingen besonders dramatisch ist, wundert Martha Heppel nicht. Butjadingen ist eine von drei Kommunen in der Wesermarsch, die (noch) keine Kastrationspflicht für Katzen eingeführt haben. Darüber ärgert sich die Vorsitzende. Trotz mehrerer Anträge sei das Thema im Gemeinderat bisher noch gar nicht behandelt worden. Neben Butjadingen gibt es auch in Brake und Elsfleth noch keine Kastrationspflicht.
Neben den Kosten und der Arbeit trägt die unkontrollierte Fortpflanzung aus Sicht der Tierschützer auch zu einer Verbreitung von Krankheiten bei. Ein Problem sieht Silvia Kerney auch darin, dass einige Tierärzte Katzen erst im Alter von sechs Monaten oder noch später kastrieren. „Dabei sind Katzen schon viel früher geschlechtsreif.“ Nach den Worten von Silvia Kerney ist es inzwischen erwiesen, dass eine frühere Kastration den Tieren nicht schadet.
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