Reitlanderzoll Einen 100-prozentigen Schutz vor Hochwasser kann es auch angesichts des Meeresspiegelanstiegs nicht geben. Deshalb müssen das Gefahrenbewusstsein und die Eigenvorsorge der betroffenen Bevölkerung gestärkt werden. Das war ein Ziel des 1. Hochwasserschutztages, der am Samstag in und auf dem Areal der Küstenschutzhalle des II. Oldenburgischen Deichbandes in Augustgroden stattfand. Mehrere Hundert Besucher nutzten die Gelegenheit, sich über Aufgaben und Angebote der am Hochwasserschutz beteiligten Behörden, Verbände und Organisation zu informieren.
Die ganztägige Großveranstaltung war Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts Frames, bei dem sich Fachleute aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Dänemark und Belgien über verschiedene Aspekte des Hochwasserschutzes austauschen. Organisiert wurde der Infotag in Augustgroden von der Jade-Hochschule und dem Vareler Büro Raum und Küste als federführende Partner des Projekts auf deutscher Seite.
Die Wesermarsch sei ein Landkreis der Superlative, sagte Landrat Thomas Brückmann. Der Schirmherr des Hochwasserschutztages begründete dies nicht nur mit einigen weltweit einzigartigen Sehenswürdigkeiten wie das Schwimmende Moor, sondern auch mit der Tatsache, dass die Wesermarsch an allen vier Seiten von Wasser umgeben sei. Nur die 160 Kilometer lange Deichlinie verhindere, dass der unterhalb des Meeresspiegels liegende Großteil der Kreisfläche zweimal am Tag überflutet wird.
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Entwässerung im Blick
Nicht nur der Hochwasserschutz, sondern auch das Be- und Entwässerungssystem seinen für die Wesermarsch von großer Bedeutung. Für die mit dem Klimawandel verbundenen Extremwetterlagen müssten dauerhafte und nachhaltige Lösungen gefunden werden. Das sei nur in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Behörden, Verbänden und Organisationen möglich, lobte der Landrat deren Engagement im Beisein der Bundestagsabgeordneten Astrid Grotetüschen (CDU) und Susanne Mittag, des Landtagsmitglieds Karin Logemann (beide SPD) sowie zahlreicher Vertreter der Wesermarsch-Kommunen.
„Wir haben sichere Deiche, aber was können wir machen, wenn doch etwas passiert“, formulierte Projektleiter Dr. Helge Bormann von der Jade-Hochschule die Frage, auf die der Hochwasserschutztag eine Antworte geben sollte.
Dass die Wesermarsch in Sachen Hochwasser- und Katastrophenschutz gut aufgestellt sei, bestätigte Susanne Küther. Die Leiterin des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz bei der Polizeidirektion Oldenburg appellierte aber an die Bürger, sich in Broschüren und anderen Medien um Selbsthilfe für Katastrophenfall zu kümmern.
In Sachen Bürgerinformation sei die von der Flutkatastrophe 1962 geprägte Stadt Hamburg vorbildlich, indem sie einmal im Jahr Informationsbroschüren an die Bürger in den vom Hochwasser gefährdeten Stadtgebieten verschickt, erläuterte der Bremer Deichhauptmann Dr. Michael Schirmer bei einer vom Kreistagsvorsitzenden Rolf Blumenberg moderierten Podiumsdiskussion.
Mehr Sensibilität
Auch Kai Wienken, Geschäftsbereichsleiter beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Brake, hält eine verstärkte Sensibilisierung der Bevölkerung für notwendig.
Nach Ansicht von Burchard Wulff, Vorsteher des II. Oldenburgischen Deichbandes, sollten Küsten- und Hochwasserschutz in Kindergärten und Schulen mehr thematisiert werden. Zudem sei ein pragmatischerer Umgang des Naturschutzes mit dem Küstenschutz nötig.