NORDENHAM Über einen exzellenten Fundus an einzigartigen Dokumenten verfügt das Museum Nordenham mit dem Archiv des Rüstringer Heimatbundes. Das wurde jetzt wieder bei dem außerordentlich fundierten und kurzweiligen Vortrag des Wissenschaftlers Dr. Jörn Lindner über die 175-jährige Geschichte der Reederfamilie Rickmers deutlich. Denn viele der einzigartigen Unterlagen, die der Referent sowohl für seine Promotion als auch für seinen Vortrag heranzog, hat Wolfgang Engelhardt in den zurückliegenden Jahren archiviert.
Insolvenzverfahren 1986
Zu Beginn des Vortrags schilderte Hans-Rudolf Mengers den rund 30 Zuhörern, wie das Archiv in den Besitz eines Teils des Rickmers-Nachlasses gekommen war. Im Zuge des Insolvenzverfahrens der Bremerhavener Werft im Jahre 1986 hatte ein Nordenhamer drei Holzkisten mit Inhalt ersteigert. Weil er zwar das Holz für seine Kaninchenställe gebrauchen konnte, für die Papiere jedoch keine Verwendung hatte, fragte er beim damaligen Vorsitzenden des Rüstringer-Heimatbundes Enno Hansing nach. Der benachrichtigte Archivar Wolfgang Engelhardt erkannte sofort den großen Wert der ihm dargebotenen interessanten Unterlagen einer traditionsreichen Werft und griff freudig zu.
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Wie Jörn Lindner sagte, war das Rickmers-Archiv in insgesamt 19 Kisten verstaut worden. Acht davon fanden den Weg nach Hamburg. Von den übrigen fehle jede Spur. Nordenham falle somit eine zentrale Bedeutung in der Rickmers-Forschung zu. Lediglich in Hamburg gibt es noch umfangreicheres Material über die Familie.
Im Folgenden spannte der Referent einen Bogen über die Anfänge des Rickmers-Imperiums in Bremerhaven bis hin zu den aktuellen Firmenstrukturen, der Rickmers Gruppe (Reederei und der Rickmers-Linie) mit insgesamt 120 Schiffen, 450 Mitarbeitern an Land und 2800 Männer und Frauen auf See unter der Leitung von Bertram Rickmer Clasen Rickmers sowie der E.R. Capital Holding, die Erck Rickmers führt.
Den Grundstock hatte der auf Helgoland geborene Schiffsbauer Rickmer Clasen Rickmers gelegt. Er gründete 1834 die Rickmers-Werft und 1842 die gleichnamige Reederei in Bremerhaven. Seine Söhne Andreas Clasen und Peter Andreas Rickmers setzten die Tradition fort. Bei der Weltausstellung in Paris (1855) hatte die Werft für den Bau eines schnellen Clippers eine Medaille eingeheimst, so dass fortan die Nachfrage nach den Schiffen stieg.
Florierender Reishandel
Das Unternehmen expandierte: Als die Firma auch noch in den florierenden Reishandel einstieg und die Reis und Handels GmbH mit zehn eigenen Mühlen gründete, ging es weiter steil bergauf. Weil aber immer noch am Holzschiffbau festgehalten wurde und später der Reismarkt zusammenbrach, zogen erste dunkle Wolken auf. Doch die Familie Rickmers umschiffte viele Klippen: die schweren Anfangsjahre nach dem Ersten Weltkrieg, mehrere familiäre Unstimmigkeiten, den totalen Zusammenbruch 1945 sowie die Insolvenz vor 23 Jahren.
Das Unternehmen wird mittlerweile in der fünften Generation geführt.