Rodenkirchen Im vergangenen Jahr musste Andreas Decker noch einen Schnaps trinken, um sein Lampenfieber zu beruhigen. Diesmal ging es auch ohne hochprozentige Hilfe: Am Montagvormittag übernahm der 42-Jährige den größten Teil der Schweinskopfversteigerung.
Schankzelt nebenan
Bei bestem Wetter war die Traditionsveranstaltung am Imbiss Weghorst bestens besucht. Der Imbiss gehört dem Schausteller Peter Böseler aus Schweierzoll; praktischerweise betreibt Böseler gleich nebenan ein Schankzelt, in dem schon vergleichsweise früh am Tag Bier und Charly munden. Hier stehen auch Denis Tanriverdi und seine Freunde vom ATR.
Auf ihrem Tischchen ruht der erste Schweinskopf, der an diesem Morgen weggegangen ist: Der Stollhammer Peter Diekelmann hatte bei der amerikanischen Versteigerung mehr als 80 Euro dafür zusammenbekommen, Der Fußballer Denis Tanriverdi hatte als Letzter einen Euro in die Schüssel geworfen. Jetzt ziert ein ATR-Aufkleber die Schweineschnauze.
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Seit 2014 leitet Peter Diekelmann die Versteigerung, doch der 71-Jährige ist zu dem Schluss gekommen, dass ein Einheimischer den Job machen muss. Weil er wusste, dass Andreas Decker daran interessiert ist, überließ er ihm im vergangenen Jahr die halbe Vergantung. „Ich kenne Andreas schon seit seiner Kindheit“, sagt Peter Diekelmann. „Ich habe bei der hölzernen Hochzeit seiner Eltern Musik gemacht.“
Streng genommen ist Andreas Decker gar kein Rodenkircher, sondern Braker. Aber er ist in Rodenkirchen aufgewachsen, führt hier eine Heizungs- und Sanitärfirma und leitet seit mehr 20 Jahren – also sein halbes Leben lang – den Jugend- und Musikzug Rodenkirchen.
Dank dieses Amtes ist er das Reden gewohnt. Allerdings nimmt er seinen Job anders wahr als Didi Meier oder Peter Diekelmann: Frotzeleien sind kaum von ihm zu hören, Decker erinnert eher an klassische Verganter, wie sie seit Jahrzehnten Auktionen auf Bauernhöfen leiten.
Wenn er zu lange gesabbelt hat, nimmt er zwischendurch einen Schluck Bier oder Mineralwasser, dann geht‘s weiter. Für den zweiten Schweinskopf erlöst er 44 Euro; die Elsfletherin Gudrun Göhr-Weber ergattert ihn und denkt schon darüber nach, wie sie ihn mit den Freunden, mit denen sie zur Versteigerung gekommen ist, verspeist.
Insgesamt 1590 Euro
Ein Kotelettstrang geht an Gabriele Schwarze-Best; 57 Euro sind zusammengekommen. Ein Vorderschinken bringt sogar 185 Euro. Den Vogel schießt aber Altmeister Peter Diekelmann ab, der einen Ammerländer Knochenschinken erst aus der Hand gibt, als 318 Euro beisammen sind. Insgesamt bringt die Versteigerung 1590 Euro – 110 Euro weniger als im vergangenen Jahr. Das Geld fließt in die Finanzierung des Altennachmittags ebenfalls am Montag, den die Schausteller komplett bezahlen.
NWZ TV zeigt einen Beitrag unter www.nwz.tv/wesermarsch